Post-Corona-Learning: Szenarien für die Bildung der Zukunft

Im Dezember habe ich einen ersten Blog-Beitrag zu Post-Corona-Learning geschrieben. 6 Wochen später, im Januar 2022, haben wir die Marke von mehr als 100.000 infizierten Personen pro Tag in Deutschland an mehreren Tagen überschritten. Wir sind immer noch mittendrin.

In diesem Beitrag stelle ich auf Basis des 2021 EDUCAUSE Horizon Report Teaching and Learning Edition zwei Szenarien vor, wie sich Lehre und Lernen an Hochschulen als Ergebnis der Coronapandemie verändert könnte. Der Horizon-Report wird jährlich veröffentlicht. Die aktuelle Version ist vom April 2021. Ein Gremium mit Expertinnen und Experten aus dem Bildungsbereich analysiert und diskutiert technologische Entwicklungen und stellt in einem umfangreichen Bericht mögliche Szenarien und Anwendungsbeispiele vor. Im Bericht sind vier Szenarien mit einem Fokus auf Hochschulen genannt, ich habe jeweils zwei Szenarien zusammengefasst und übertrage sie hier auch auf andere Bildungsbereiche.

Wachstum / Transformation: Durch die Krise zu Innovation.

Die Krise trägt dazu bei, dass Onlineangebote oder hybride Settings selbstverständlicher Teil lebenslangen Lernens sind. Lehrende und Lernende haben die notwendigen technologische und kommunikative Kompetenzen, um digitale Settings zielorientiert für Bildung zu nutzen. Gleichzeitig sind Lernende sind bereit auch für Onlineangebote zu bezahlen, der Mehr- oder Zusatzaufwand auf Seite der Lehrenden wird vergütet, z.B. über angepasste Honorarsätze für die Aufbereitung und Erstellung von digitalen Lerninhalten oder über eine Anpassung der Lehrdeputate von Professorinnen und Professoren. Außerdem ist klar, wie z. B. über Micro-Credits oder Nano-Degrees außerhochschulische bzw. außercurriculare Weiterbildung auf Hochschulabschlüsse angerechnet werden kann. Damit haben immer mehr Menschen Zugang zu (Hochschul-)Bildung, moderne Bildungskonzepte tragen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit der Studierenden bei.

Einschränkung / Zusammenbruch: Durch die Krise zu Effizienz.

Die Hochschulen und anderen Bildungsanbieter haben nach der Krise weniger Geld und Personal zur Verfügung – insbesondere auch im Blick auf die Finanzausstattung: Für öffentlichen Hochschulen stehen nicht mehr ausreichende Finanzmittel zur Verfügung. Bildungseinrichtungen, die sich über Gebühren der Lernenden finanzieren, müssen sich auf sinkende Einnahme einstellen. Es wird weniger öffentlich finanzierte Bildungsangebote geben. Das zwingt Bildungsanbieter dazu, fokussierter zu planen und zu arbeiten, die eigene Wirkung zu optimieren und Ressourcen zu bündeln. Für Hochschulen hat das auch Auswirkungen auf die Forschung, die stärker von der Finanzierung durch Unternehmen und anderen Organisationen abhängt, und damit von politischen und wirtschaftlichen Überlegungen. Hochschulen und andere Bildungsanbieter müssen stärker als vor der Krise am eigenen Markenkern arbeiten und alternative und innovative Modelle und Konzepte entwickeln, z. B. in dem sie auf Themen wie Nachhaltigkeit, Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion setzen und die Zugänglichkeit der eigenen Bildungsangebote steigern.

Welche Zukunft wollen wir gestalten?

Die beiden dargestellten Szenarien sind deskriptiv. Sie beschreiben zwei mögliche „Zukünfte“. Relevant ist eine breite Diskussion über Gestaltungsmöglichkeiten, die Bildungsanbieter haben – und nutzen müssen, um sich auf diese möglichen Zukünfte vorzubereiten. Post-Corona-Learning bedeutet, auch die „großen“ Fragen in den Blick zu nehmen. Übrigens: Im Horizon Report sind ab Seite 36 fünf Essays enthalten, in denen Vertreter aus Australien, Südafrika, der Türkei und den Vereinigten Staaten Implikationen für die eigene Einrichtung diskutieren. Wichtige Themen dabei sind, z. B. die institutionsübergreifende Zusammenarbeit, die Bildungsgerechtigkeit und grenzüberschreitende Finanzierung von Bildung.

Im Dezember habe ich einen ersten Blog-Beitrag zu Post-Corona-Learning geschrieben. 6 Wochen später, im Januar 2022, haben wir die Marke von mehr als 100.000 infizierten Personen pro Tag in Deutschland an mehreren Tagen überschritten. Wir sind immer noch mittendrin.