Die April-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins brand eins beschäftigt sich mit dem Thema Konzentration. Wie immer gibt es ein Essay zum Thema von Wolf Lotter. Darin bringt er Erscheinungen unserer heutigen Arbeitswelt sehr treffend auf den Punkt, die vielerorts unter der „Herrschaft des blinden Eifers“ steht.
Zum Nachdenken brachte er mich mit der Aussage: „Das Wort [Kommunikation] ist allgewärtig und zu Unrecht positiv besetzt.“ Ich gebe Wolf Lotter völlig Recht, dass mitunter zu viel über Probleme geredet wird, anstatt die Zeit für die Lösung von Problemen einzusetzen. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft, zu dem einer Wissensgesellschaft, führt an Kommunikation jedoch kein Weg vorbei. So wird entscheidend, wie wir kommunizieren.
Ich bin seit langem der festen Überzeugung, dass man sich eine schlecht vorbereitete Sitzung sparen kann. Ebenso wichtig wie die Vorbereitung finde ich die Nachbereitung. Für beides bleibt im hektischen Arbeitsalltag oft wenig Zeit. Insbesondere weil „die Konzentration auf das Wesentliche“ fehlt. Ohne zu wissen, worüber man mit welchem Ziel spricht und hinterher abzusichern, dass das Ergebnisse bei allen angekommen ist und zu entsprechenden Handlungen führt, verschwendet man wertvolle Arbeitszeit.
Eine Fähigkeit scheint bei all der Kommunikation immer mehr auf der Strecke zu bleiben, obwohl sie ein Bestandteil von Kommunikation ist: Das Zuhören. Hiermit meine ich sowohl das aufmerksame Verarbeiten von gesprochenem als auch geschriebenem Text. Dies hat ebenfalls mit Konzentration zu tun. Im Zeitalter der sozialen Medien, in der jede und jeder zum Produzenten wird, besteht die Gefahr, dass das bewusste Konsumieren, das Verarbeiten von Informationen, auf der Strecke bleibt. In der Fülle von verfügbaren Informationen fällt „die Konzentration auf das Wesentliche“ besonders schwer.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal Wolf Lotter heranziehen: „Konzentrieren wir uns wieder aufs Wesentliche – auf das, was wir können, und nicht auf das, was andere von uns wollen“. In unserer heutigen Arbeitswelt strömen tagtäglich viele Erwartungen auf uns ein; immer gibt es noch eine Projektidee; immer wäre dies oder jenes noch sinnvoll. Ohne irgendeinen Anker in uns selbst werden wir so schnell zum Spielball zwischen den Interessen anderer. Die gleichzeitige Bearbeitung von Aufgaben und Projekten hat einfach seine Grenzen. Werden es zu viele, leidet das Ergebnis aller Aufgaben und Projekte.
Doch wie seinen eigenen Anker finden? Ausgangspunkt sind aus meiner Sicht die übergeordneten Ziele der eigenen Arbeit. Woran wird mein Erfolg im Unternehmen gemessen? Was will ich langfristig erreichen? Wofür will ich stehen? Basierend auf diesen Fragen können Projekten und Aufgaben unterschiedliche Prioritäten eingeräumt werden.
Dann entscheiden die Arbeitsbelastung und die verfügbaren Ressourcen darüber, wie viel Projekte und Aufgaben angegangen werden können. Hierbei hilft mir meine To-Do-Liste (siehe auch meine Dialog „Sinn und Unsinn von To-Do-Listen“): Hier pflege ich verschiedene Projekte und damit verbundene Aufgaben, terminiere diese und plane, was wann in den kommenden Tagen und Wochen ansteht. Um einen Jahresüberblick zu haben, pflege ich einen Wandkalender mit den wichtigsten Terminen und Dienstreisen.
Klar kann man sich auch bei diesem Ansatz übernehmen. Hier heißt es sich und die eigene Arbeitsplanung regelmäßig kritisch zu reflektieren: Habe ich mir zu viel vorgenommen? Welche meiner Aufgaben müssen warum erledigt werden? Welche Aufgaben kann ich, ohne meine übergeordneten Ziele zu gefährden, einschränken oder ganz streichen? Zudem kann man gleich Pufferzeit, Zeit für Vor- und Nachbereitung von Besprechungen oder einfach Zeit zum Nachdenken und Reflektieren einplanen.
Wie schaffen Sie es unter der „Herrschaft des blinden Eifers“ nicht unterzugehen? Wie managen Sie Ihre Zeit? Woran machen Sie Ihre Prioritäten fest?