Kein Zweifel: Effektive betriebliche Weiterbildung ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor in unserer Wissensgesellschaft. Das EU Projekt APOSDLE (www.aposdle.org) hatte sich zum ehrgeizigen Ziel gesetzt, interne Weiterbildung zu revolutionieren. Wissensmanagement und e-Learning sollten dazu auf intelligente Art und Weise kombiniert werden. Die Kombination von Wissensmanagement und e-Learning in APOSDLE besteht darin, dass den Lernenden anstelle von „künstlichen“ Lernunterlagen reale Arbeitsergebnisse von KollegInnen empfohlen, und im Bedarfsfall KollegInnen als „ExpertInnen“ für ein bestimmtes Thema vorgeschlagen werden. Die Empfehlungen sind dabei angepasst an den Wissensstand sowie an die jeweilige Arbeitsaufgabe der Hilfe suchenden Person (Adaptivität). Hinter dem Akronym APOSDLE verbirgt sich übrigens der klingende Name „Advanced Process-oriented Self-directed Learning Environment“.
Entsprechend der Größe des Projektteams (12 Partnerinstitutionen aus diversen europäischen Ländern) und den Forschungsinteressen der jeweiligen Forschungspartner umfasst das APOSDLE System einen bunten Strauß an Funktionalität: APOSDLE unterstützt beispielsweise das Kontaktieren von ExpertInnen (inklusive Formulieren von Anfragen), das Erstellen von Lernpfaden, die Freitext-Suche im gesamten System(nach Dokumenten, Videos, Personen, Themen, Aufgaben, Kollektionen, Lernpfaden, etc.), das Navigieren in der Lerndomäne anhand von vordefinierten Themen, das Einsehen des Benutzermodells, komplexe Datenschutz- und Privacy Einstellungen und vieles mehr. Die Desktop Version von APOSDLE ist sozusagen die „eierlegende Wollmilchsau“ des Arbeits-integrierten Lernens. In abgespeckter Version gibt es APOSDLE auch fürs iPhone, was dann – wie könnte es auch anders sein – iAPOSDLE heißt. iAPOSDLE kann Lernziele und Lerninhalte zu Aufgaben und Themen just-in-time anzeigen und unterstützt die Kontaktaufnahme mit anderen APOSDLE Nutzern.
Wann immer interessierten Unternehmen APOSDLE präsentiert wurde, reagierten diese ähnlich: „DAS (bzw. einen Teil davon) brauchen wir! Was müssen wir tun, um das zu bekommen?“. Und genau hier ist der Haken an APOSDLE: Bevor das Programm genutzt werden kann, muss in einer mehrmonatigen „Modellierungsphase“ die Lerndomäne, sprich der Aspekt des Unternehmens, für den APOSDLE verwendet werden soll, „modelliert“ werden. Das heißt, es müssen relevante Aufgaben und die für diese Aufgaben erforderlichen Kompetenzen sowie alle Kernthemen der Lerndomäne identifiziert und in Maschinen-lesbarer Weise formalisiert werden. Mit Hilfe des Modells kommt erst die Intelligenz ins System. Das ist zwar einerseits aus psychologischer und Wissensmanagement-Sicht interessant, bedeutet andererseits aber natürlich Arbeit, vor allem für MitarbeiterInnen des Unternehmens, was naturgemäß eine gewisse Hemmschwelle zur Nutzung darstellt.
Aus diesem Grund beschäftigen sich Nachfolgeprojekte (z.B. MATURE, http://mature-ip.eu/) intensiv mit der Frage, wie solche Domänenmodelle (semi-) automatisch erstellt werden können. Es gibt zwar noch keine Lösung, aber das MATURE Team arbeitet daran! Ich berichte aus wissensdialoge.de, wenn es was Neues gibt. Versprochen.