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Wettbewerb kann auch positive Folgen haben – wenn er mit Kooperation kombiniert wird

Ob bei der Arbeit, in der Ausbildung oder im Sportteam – in vielen Situationen konkurrieren wir mit anderen. Wettbewerb steigert die Leistungsbereitschaft, aber zu Lasten einer fairen Zusammenarbeit mit anderen. Ist das auch der Fall, wenn wir mit denselben KollegInnen im Wettbewerb stehen, mit denen wir gleichzeitig bei anderen Aufgaben zusammenarbeiten müssen, um erfolgreich zu sein? Tatsächlich kann eine Kombination von Wettbewerb mit Kooperation die negativen Folgen von Wettbewerb verhindern.

Ob bei der Arbeit, in der Ausbildung oder im Sportteam – in vielen Situationen konkurrieren wir mit anderen. Wettbewerb steigert die Leistungsbereitschaft, aber zu Lasten einer fairen Zusammenarbeit mit anderen. Ist das auch der Fall, wenn wir mit denselben KollegInnen im Wettbewerb stehen, mit denen wir gleichzeitig bei anderen Aufgaben zusammenarbeiten müssen, um erfolgreich zu sein? Tatsächlich kann eine Kombination von Wettbewerb mit Kooperation die negativen Folgen von Wettbewerb verhindern.

Negative Folgen von Wettbewerb

In einer Wettbewerbssituation gilt: Je erfolgreicher man selbst ist, desto weniger Erfolg haben andere, z.B. wenn wir mit anderen um eine Beförderung oder einen Projektauftrag konkurrieren. In einer Kooperationssituation hingegen hängt der eigene Erfolg positiv mit dem Erfolg der anderen zusammen; man kann also z.B. nur gemeinsam eine Aufgabe erfolgreich bewältigen. Wettbewerb (im Vergleich zu Kooperation) kann zu besonders hoher Leistung anspornen – allerdings vermindert er auch die Bereitschaft, sich für andere einzusetzen, z.B. wichtige Informationen unverfälscht weiterzugeben (wissens.blitz(47)). Das kann selbst am Wettbewerb unbeteiligte KollegInnen betreffen und somit die Leistungsfähigkeit einer Organisation beeinträchtigen (wissens.blitz(144))

Für Organisationen stellt sich daher die Frage: Wie lassen sich diese negativen Folgen von Wettbewerb ausräumen? Eine Lösung ist, Wettbewerb einzuschränken und mehr kooperative Aufgaben zu vergeben. Dies ist aber vielleicht im Arbeitsalltag nicht immer möglich. Zum Beispiel lässt sich bei einer ausgeschriebenen Beförderung der Wettbewerb untereinander nur schwer vollständig ausräumen. Wie ist es aber, wenn Wettbewerb und Kooperation kombiniert werden?

„Ko-opetition“: Wettbewerb mit Kooperation kombiniert

Tatsächlich lassen sich Wettbewerb und Kooperation im Alltag nicht immer gänzlich trennen: Bezüglich der Beförderung oder des Projektauftrags zum Beispiel konkurriert man häufig mit denselben KollegInnen, mit denen man gleichzeitig auch eine Reihe gemeinsamer Aufgaben bewältigen muss, damit das Team erfolgreich ist und bestehen bleibt. Kurz gesagt: Wettbewerb und Kooperation mit ein- und denselben Personen treten oft gemeinsam auf (sogenannte „Ko-opetition“).

Kann das die negativen Folgen von Wettbewerb verhindern? In ihrer Forschung gingen Florian Landkammer und Kai Sassenberg (2016, in press) dieser Frage nach. Sie nahmen an: Die Kombination von Wettbewerb mit Kooperation („Ko-opetition“) stellt Personen vor einen Konflikt; Wettbewerb löst einerseits die Tendenz aus, sich besonders anzustrengen, an den eigenen Vorteil zu denken und Informationen für sich zu behalten. Kooperation hingegen löst andererseits die Tendenz aus, an das Team zu denken und Informationen mit anderen bereitwillig zu teilen.

Auch wenn sich ein solcher Konflikt erst einmal schwer zu lösen anhört: Diese Konflikte zwischen verschiedenen Handlungsalternativen haben in der Regel positive Folgen. Denn sie ermöglichen es, kreativer zu denken und flexibler an Situationen heranzugehen. Für die Zusammenarbeit mit anderen bei Ko-opetition bedeutet dies: Man strebt zwar danach, selbst der/die Beste zu sein (Wettbewerbsaspekt von Ko-opetition), aber weniger danach, den Erfolg der anderen zu behindern (durch den Kooperationsaspekt). Das bedeutet: Bei Ko-opetition sollten Personen z.B. weniger dazu neigen, verfälschte Informationen an andere weiterzugeben.

Die Ergebnisse

Sechs Studien bestätigten dies. Die Teilnehmenden wurden z.B. in eine Situation versetzt, in der sie direkt im Wettbewerb („Nur der-/diejenige von euch mit der besseren Leistung bekommt einen Bonus“), in einer Kooperation („Nur wenn ihr beide gemeinsam ein Leistungskriterium erfüllt, bekommt ihr einen Bonus“) oder Ko-opetition mit einem anderen Teilnehmenden standen („Nur wenn ihr beide gemeinsam ein Leistungskriterium erfüllt, bekommt der/die Bessere von euch einen Bonus“). Anschließend lösten sie Aufgaben, bei denen sie z.B. Informationen mit TeamkollegInnen teilen, verfälschen oder für sich behalten konnten oder kreative Lösungen (z.B. im Brainstorming) suchten.

Über alle Studien hinweg zeigte sich: Obwohl Ko-opetition auch den Wettbewerbsaspekt miteinschließt, zeigten sich hier nicht dieselben negativen Folgen wie bei „reinem“ Wettbewerb. In der Ko-opetition Situation teilten Personen stattdessen genauso viele Informationen (unverfälscht) mit ihren TeamkollegInnen wie in der Kooperationssituation und fanden kreativere Lösungen.

Was kann dies für Wettbewerb in Organisationen bedeuten?

Die Ergebnisse zeichnen ein vielleicht positiveres Licht von Wettbewerb als bisher – unter bestimmten Bedingungen. Wettbewerb hatte dann keine negativen Folgen für das Verhalten anderen gegenüber, wenn er mit Kooperation kombiniert wurde. Solange Personen also mit TeamkollegInnen, mit denen sie um etwas konkurrieren, auch kontinuierlich zusammenarbeiten müssen, lassen sich die negativen Konsequenzen von Wettbewerb womöglich verhindern. Es könnte sich daher vielleicht lohnen, neben der Belohnung individueller Leistung (z.B. Boni für die besten Mitarbeitenden) an bestimmten Stellen auch über ein gemeinsames Leistungskriterium für Teams nachzudenken (z.B. wenn ein Team erst eine bestimmte Leistung erreichen muss, damit danach individuelle Boni verteilt werden können).

 

Hier geht es zum Artikel:

Landkammer, F., & Sassenberg, K. (in press). Competing While Cooperating With the Same Others: The Consequences of Conflicting Demands in Co-Opetition. Journal of Experimental Psychology: General. doi: 10.1037/xge0000232