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Die wissens.werkerInnen im Gespräch mit…Kristin Knipfer

Was liegt gerade ganz oben auf Deinem Schreibtisch?

Was liegt gerade ganz oben auf Deinem Schreibtisch?

Meine KollegInnen und ich haben die Chance bekommen, ein Manuskript zu überarbeiten, das dann (hoffentlich!) nach mehreren Feedbackrunden in einer Fachzeitschrift veröffentlicht wird. Es geht um den Einfluss der TeamleiterInnen auf Lernprozesse in ganz frühen Gründerteams, die Forschung spricht von „nascent entrepreneurial teams“. Da ich an der TUM–sie versteht sich ja als unternehmerische Universität–forsche, finde ich es ziemlich spannend zu verstehen, was erfolgreiche Start Ups ausmacht und wie man wichtige Teamprozesse durch Trainings gezielt unterstützen kann. Meine Forschung zu Gründerteams ergänzt meine Arbeit als Dozentin in der Executive Education wiederum super, in der ich eher mit FachexpertInnen und Führungspersonen aus „gestanden“ Unternehmen, oftmals großen Konzernen, zu tun habe. Auf meinem Schreibtisch ist es ansonsten eher leer, ich brauche viel „Platz“ zum Denken, meistens liegt da nur mein kleines rotes Notizbuch–die Sorte benutze ich seit bald 10 Jahren, das ist eine kleine Macke von mir…

Was findest Du besonders spannend an Deiner Arbeit?

Die Vielfalt meiner Arbeit, die unterschiedlichen Kontexte, in denen ich forsche und lehre und die unterschiedlichen Menschen, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit als ReferentIn und TrainerIn in Wissenschaft und Wirtschaft kennenlerne. Als ich 2012 an die TUM gekommen bin, hatte ich da noch keine so klare Vorstellung, wie mein „neuer“ Alltag aussehen würde. Ich hatte aber gehofft, möglichst viel Neues zu sehen und zu lernen, mich persönlich weiterentwicklen zu können – da haben sich meine Erwartungen voll erfüllt!

Was genau macht Dein Team an der TUM?

Wir sind eine Professur an der TUM School of Management, also der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der TUM. Obwohl wir ein interdisziplinäres Teams sind, prägen psychologische Theorien und Methoden unsere Arbeit dennoch sehr – wir interessieren uns eben für den „Human Factor“ in Organisationen, vor allem Fragen der effektiven und ineffektiven Führung. Meine ersten Seminare in der studentischen Lehre waren für mich herausfordernd und spannend: Es ist doch etwas anderes, nicht Psychologiestudierende sondern TUM-BWLer zu unterrichten, also Studierende der technischen Betriebswirtschaftslehre. Das Interesse an psychologischen Fragen ist sehr groß, und wir haben wirklich sehr interessierte und engagierte Studierende. Uns ist vor allem wichtig, dass unsere Studierednen mitnehmen, wie wichtig es sit, sich auch mit der wissenschaftlichen Evidenz zu beschäftigen, wenn es um ganz praktische Fragen im Unternehmensalltag geht, da vertreten wir ganz klar ein evidenzbasiertes Management.

Da meine Chefin gleichzeitig Vice Dean Executive Education ist, arbeiten wir sehr eng mit dem Team zusammen, das an der TUM die externe Weiterbildung konzipiert und durchführt. Hier unterrichte ich FachexpertInnen und Führungspersonen, die sich entweder im Rahmen der MBA-Programme oder customized programs weiterbilden. So bleibe ich immer ganz nah an Praxisfragen und –phänomenen. Und oft entstehen aus den Diskussionen mit den Teilnehmenden spannende Forschungsideen.

Und last but not least haben wir noch einen ganz praktischen Auftrag an der TUM: Wir haben ein internes Weiterbildungsprogramm konzipiert, das WissenschaftlerInnen und WissenschaftsmanagerInnen dabei unterstützen soll, fachübergreifende Führungs- und Managementaufgaben noch besser zu meistern. Für die Konzeption unseres Kursprogramms bin ich verantwortlich und kann da meine Ideen direkt umsetzen. Das Thema Führung liegt uns sehr am Herzen und unsere Vision ist es, Führung in der Wissenschaft nachhaltig (mit) zu verändern.

Welche drei Dinge machen Dir an Deiner Arbeit am meisten Spaß?

Zuallererst: Die Zusammenarbeit mit einem grandiosen Team! Das Team ist im Juni 2011 mit nur zwei Personen gestartet, seit 2012 bin ich an Bord und seitdem wachsen wir stetig–auch zusammen. Ich weiß einfach, dass ich mich immer auf „mein“ Team verlassen kann, dass wir niemanden hängen lassen, wenn es mal stressig wird (und das ist es leider doch oft). Da wir inhaltlich zwar eng verwandte aber doch unterschiedliche Themen bearbeiten, haben wir viele gemeiname Projekte, in denen ich mich immer wieder inspiriert fühle, die Dinge, die manchmal so eindeutig und klar erscheinen, mal ganz anders zu betrachten. Die besten Ideen hat man im Team!

Dann sicher gleich als zweites die Forschung: Sich einer offenen Forschungsfrage zu widmen, gemeinsam zu überlegen, wie man darauf eine gute Antwort finden kann und dann direkt auch den Transfer in die Praxis anzugehen–das möchte ich nicht missen. Dass ich in der Forschung viel Autonomie habe, mir „meine“ Themen selbst erarbeiten und dann auch für diese Themen stehen kann, das ist schon toll! Seit einigen Jahren begleite ich auch Promovierende in diesem Entwicklungsprozess–das ist sicher das Herausforderndste an meiner Arbeit, an der Verantwortung ben trägt man manchmal auch schwer, aber es ist schön zu sehen, wie jemand seine/ihre Leidenschaft für ein Thema entdeckt und weiterentwickelt!

Und drittens der große Praxisanteil in meiner Arbeit. Wenn wir schon so nah am „state of the art“ sind, immer besser verstehen, wie gute Führung aussieht, dann müssen wir das unbedingt auch zeitnah wieder in die Praxis spielen–sei es über die studentische Lehre, unsere Trainings in der Executive Education oder durch die Workshops und Vorträge, die wir an Unis in ganz Deutschland halten.

Deine Forschung in drei verständlichen Sätzen?

Wir würden alle zustimmen, dass wir vieles von dem was wir wissen durch Erfahrung gelernt haben. Und zweitens aber auch, dass Erfahrung alleine eben nicht klug macht;) Ich versuche noch besser zu verstehen, warum wir aus einer bestimmten Erfahrung wichtige lesson learned ziehen, aus anderen Erfahrungen aber nicht. Und warum der/die eine auch mit schwierigen Herausforderungen zurecht kommt, ja sogar wichtige Lernerfahrungen mitnimmt, ein(e) ander(r) leider überhaupt nicht…wenn wir funktionale und dysfunktionale Lernprozesse besser verstehen, können wir wiederum Führungspersonen darin schulen, diese Lernprozesse ganz proaktiv zu unterstützen und Lernhindernisse abzubauen.

Mit wem würdest Du gerne mal einen Kaffee trinken?

Die Frage beantwortet man gerne, indem man auf eine bekannte oder berühmte, gerne bereits verstorbene Person verweist, richtig? Ich hab mir allerdings vorgenommen, noch mehr darauf zu achten, dass ich mit meinem Team und meinem Netzwerk an der TUM mehr nicht-verplante, nicht-inhaltliche Zeit habe, gerne bei einem Kaffee!

Welches Buch liest Du gerade?

Ich bin ein absoluter Krimifan, gerne skandinavische Krimis. Ich habe sie alle gelesen;) Leider ist es um meinen (deutsch-finnischen) Lieblingsautor Jan Costin Wagner ein wenig ruhig geworden, ich warte sehnsüchtig auf sein neues Buch. Das Weihnachtsgeschäft hat er einfach ausgelassen…tja…ich lenke mich ab mit „Mogador“ und „The Power of Habit“. Aber es ist eben nicht dasselbe…

Was brauchst Du unbedingt für einen guten Arbeitstag?

Frische Luft (ich lüfte  sehr gerne und quasi dauernd, Ellen hat sich aber noch nicht beschwert…), eine ausführliche Mittagspause mit dem Team, ein paar gute Ideen…meistens reicht das schon!

Wann warst Du zum letzten Mal nervös?

Das bin ich eigentlich jedesmal, wenn ich unterrichte – komisch, dass sich das so gar nicht legt. Ich habe in meiner Schulzeit viel Theater gespielt und manchmal fühlt es sich immer noch nach Generalprobe an: Klappt alles, nimmt man mir die Rolle ab, kann ich überzeugen, gibt’s Applaus? Ich finde aber, das gehört dazu, und nichts fühlt sich besser an, als nach dem Vortrag oder Workshop dann–noch im Adrenalinschock–mit den TeilnehmerInnen über deren aha-Erlebnisse und neue Anregungen für meine Workshops zu plaudern und dann müde und zufrieden nach Hause zu fahren.