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Infrastruktur verändern, Zeit zum Lesen schaffen

Gedrucktes ist nicht tot, die Zeit dafür fehlt nur häufig. Oder eher, sie wird nicht geschaffen.

Als ich vor ca. einem Jahr in einem Posting auf die „attention economy“ hingewiesen habe, ging es darum, wie gerade Social Media Apps (v.a. Twitter oder Facebook) mit ihren ständigen Notifications zu Zeitdieben werden. Es ging damals vor allem um die fehlende Zeit für die eigenen Gedanken, die einem diese Apps rauben.

Inzwischen habe ich Twitter von meinem Smartphone verbannt und nutze es nur noch an meinem Mac — einmal pro Tag, um mich passiv über Neues zu informieren. Das ich (derzeit) nicht mehr aktiv twittere verhindert auch die Beteiligung an ständig wechselnden „outrage porn“, das a) zwar kurzfristig befriedigend, aber b) langfristig eher unerfüllend ist.

Auch schlafe ich derzeit nicht mehr mit meinem Handy — es ist zwar weiterhin einer meiner drei (Redundanz!) Wecker, aber außerhalb meiner Greifreichweite positioniert. Entsprechend kann ich auch nicht mehr morgens im Bett 10 20 30 Minuten durch Foren streifen und muss tatsächlich aufstehen, um den Wecker auszuschalten (und danach zieht mich auch nichts mehr zurück ins Bett).

Warum ich das schreibe? Weil ich dadurch wieder einmal gemerkt habe, wie wichtig Veränderungen in der Infrastruktur sind, gerade wenn man sich Gewohnheiten antrainiert hat, die dann (im wahrsten Sinne des Wortes) ins Leere greifen.

Und ich habe dadurch gemerkt, dass ich wieder Zeit für das Lesen guter Bücher habe. Bücher die interessant sind und sich zu lesen lohnen, wie Manson’s „The Subtle Art of Not Giving a F*ck“ oder Buss‘ „The Murderer Next Door„. Unterstützt wird dies durch ein altes iPad 3, dass jetzt als Gerät für „Lesen egal wo im Haus“ fungiert. Mein iPad pro ist zwar technisch besser, aber das ist in einer Lederhülle, die im Unikontext Sinn macht, zu Hause aber nicht (Fettspritzer in der Küche würde es nicht aushalten). Darüberhinaus passt das iPad 3 weiterhin in einen Monitorarm, was das Lesen im Bett sehr entspannend macht.

Entsprechend — falls Sie das Gefühl haben, keine Zeit mehr zum Lesen von Büchern zu haben, probieren Sie einmal aus, Ihre Infrastruktur zu verändern. Es reicht schon, 20 bis 30 Minuten herauszuschlagen, die man nicht online verbringt, um wieder Zeit für das Lesen von Büchern zu haben.

Gedrucktes ist nicht tot, die Zeit dafür fehlt nur häufig. Oder eher, sie wird nicht geschaffen.