Führen im Change ist eine Herausforderung.. Haben Sie auch schon davon gehört oder es schon selbst erlebt? Das Merger-Syndrom. Es schleicht sich unauffällig an und wenn Sie seine Präsenz spüren, ist es schon zu spät – es hat zugeschlagen. Am häufigsten betroffen sind Unternehmen die sich im Umbruch befinden. Die Gerüchteküche brodelt, der Stresspegel steigt, man hat Angst vor falschen Äußerungen. Die Rede ist von Unternehmensübernahmen und -zusammenführungen und Chance-Prozessen ganz allgemein. Es ist ein “Wir gegen die Andern”, es kann nur einen Gewinner geben und am Ende sinkt die Arbeitsleistung auf ein Minimum. In diesem Beitrag geht es um Führen im Change.
Jetzt sind Sie als Führungskraft gefragt, und müssen Ihre Führungsstärke unter Beweis stellen, um Ihr Team, Ihre Unternehmen auf Kurs zu halten. Machen Sie das Merger-Syndrom zu Ihrer persönlichen Herausforderung!
- Machen Sie die Fusion zu Ihrer obersten Priorität (und zu der Ihrer Mitarbeitenden)
Es ist immer schwierig in Zeiten des Change einen kühlen Kopf zu bewahren, daher ist eine Fokussierung auf die anstehenden Veränderungen unvermeidlich. Oftmals wird der Energieaufwand für Mitarbeitende und Führungskräfte deutlich unterschätzt. Das beeinträchtigt deshalb bereits in der Anfangsphase wichtige Entscheidungen und Prozesse negativ. Merken Sie beispielsweise, dass Ihre Mitarbeiter abgelenkt sind und das worst-case Szenario offen im Raum steht, müssen Sie handeln. Kommunizieren Sie offen und zeigen Sie, dass Sie gemeinsam ans Ziel kommen möchten. Und: Machen Sie Ihre Ziele und die Ziele des Unternehmens klar und nehmen Ihre Mitarbeitenden mit. - Hands-on (The CEO is always the driving force)
Schon oft gehört aber trotzdem meist unzureichend umgesetzt – lassen Sie Worten auch Taten folgen. Klare Statements sind wichtig, aber nichts kostet mehr Motivation als leere Versprechungen. Schaffen Sie sich ausreichend Freiräume in Ihrem Arbeitsalltag um den täglichen Herausforderungen einer Fusion gerecht werden zu können. Treiben Sie eigenständig wichtige Schritte zur Unternehmenszusammenführung voran und ergreifen Sie die Initiative. So leben Sie Ihren Mitarbeitern ein Proaktives Handeln vor und bereiten den Weg für einen harmonischen Prozess. - Expertise ist nicht alles!
Setzen Sie Ihre Soft-Skills mit Ihrer fachlichen Kompetenz auf eine Ebene. Expertise allein reicht nicht, um alle Mitarbeitenden mit ins Boot zu holen und sie für Ihre Route zu begeistern. Begegnen Sie Ihren Mitarbeitenden mit offenen Augen und Ohren und gehen Sie ausreichen auf Ihre Sorgen und Ängste ein. Dabei ist eine verständnisvolle Reaktion und ein lösungsorientierter Ratschlag oftmals hilfreicher als Zahlen, Daten und Fakten. Bleiben Sie in Ihren Informationen jedoch stets korrekt und lassen Sie die Mitarbeitenden an Entscheidungen teilhaben, um Gerüchten vorzubeugen. - Zeigen Sie Ihre diplomatische Seite
Stellen Sie Ihre Kommunikationsfähigkeit nicht nur bei Mitarbeitergesprächen unter Beweis, sondern auch während der Verhandlungen mit Ihrem jetzigen oder zukünftigen Vorgesetzten. Führen in schwierigen Situationen das Gespräch wieder auf inhaltlicher Ebene zurück und lassen Sie sich nicht von Ihren Emotionen leiten. Urteilen Sie nicht vorschnell! Am Ende geht es um Ihren baldigen Partner und nicht mehr um den Konkurrenten. Schadensbegrenzung ist nicht das Ziel, sondern eine Win-Win Situation, sodass beide Parteien erfolgsorientiert zusammenarbeiten können. Ehrlichkeit ist hierbei der Schlüssel zur Glaubwürdigkeit. - Geduld! (Unternehmen fusionieren nicht über Nacht)
Lassen Sie auch Raum für Fehler. Nicht nur Sie sind von der neuen Situation betroffen, sondern auch Ihre Mitarbeiter und Kollegen. Es werden sich immer wieder kleine Störungen oder Verzögerungen in eigentlich alltägliche Prozesse einschleichen. Lassen Sie diese Fehler zu, um Sie später als Chance nutzen zu können. Das zweite Schlüsselelement in diesem Zusammenhang ist Zeit. Gewähren Sie die Nötige Zeit für die Identifikation mit neuen Unternehmensausrichtungen und den damit verbundenen Veränderungen. Regelmäßige Rücksprachen mit den Mitarbeitern und Kollegen und die damit verbundene Teilung des Gesamtprozesses in kleine Abschnitte nimmt die Angst vor dem Unbekannten. Gleichzeitig besteht dadurch die Möglichkeit bereits im Prozess selbst Fehlerquellen zu finden und zu beheben bevor alles im Chaos versinkt.
Die Bekämpfung des Merger-Syndroms erfordert viel Fingerspitzengefühl und oftmals starke Nerven. Die fünf Tipps in diesem Beitrag unterstützten Sie auf dem Weg zum erfolgreichen Change. Führen im Change bedeutet: Sehen Sie die Veränderung nicht als Ihren Gegner, sondern als Ihren Verbündeten. Vielleicht kann niemand dem Merger-Syndrom vollkommen entkommen, aber Sie können seinen Verlauf kontrollieren und maßgeblich bestimmen.
Die Autorinnen des Beitrags –Sina Steffen und Lara Krumbe– studieren Business Psychology an der EBC Hochschule in Düsseldorf. In der Lehrveranstaltung zum Thema “Organisationsdiagnostik” beschäftigen sich die Studierenden unter anderem mit psychologischen Aspekten von Change-Prozessen. Die Lehrveranstaltung wird geleitet von Prof. Dr. Johannes Moskaliuk, der sich als Wissenschaftler und Business-Coach mit Lernen und Veränderung beschäftigt und den Einfluss digitaler Technologien auf Kommunikation und Kooperation untersucht. Auf ichraum.de schreibt er über Psychologie, Leadership und Coaching.