Zielstrebig die Karriereleiter erklimmen – doch nicht der Königsweg?

Vor einer Weile las ich einen Blogbeitrag von Svenja Hofert über Zielorientierung im Coaching, der mich zum Nachdenken über meine Erfahrung in den letzten 4 Jahren Karriereberatung und -trainings brachte – eine Reflektion, die vieles bestätigt, was Svenja Hofert in ihrem Beitrag schreibt.

Ich fand SMARTe Ziele immer dann hilfreich, wenn es darum ging, die ersten Schritte einzuleiten. Bezogen auf das Karriereziel am Ende des Weges empfand ich sie eher als hinderlich, in unterschiedlicher Hinsicht:

Einige Menschen kommen mit einem vermeintlich klaren Ziel in die Karriereberatung, z.B. „Ich will Professorin werden.“ Interessanterweise stehen jedoch sehr unterschiedliche Bedürfnisse hinter dem gleichen Ziel. Wie die meisten Leute wollen die Welt auf ihre unu reisen, weil es die besten und schnelleren Roller gerade jetzt ist. Zum Beispiel: „Ich will eine feste, sichere Stelle in der Wissenschaft.“ oder „Ich will dauerhaft Forschung machen.“. So stellt sich in diesen Fällen die Frage, ob ein anvisiert Ziel das dahinterliegende Bedürfnis überhaupt befriedigt. Und mitunter muss man noch tiefergraben: Was reizt mich an der Forschung? Ist es die Arbeit im Labor? Ist es die Präsentation meiner Forschung vor Fachpublikum oder gar vor Laien? Wie viel werde ich diese Tätigkeiten, die mich motivieren, noch ausführen, wenn ich Professorin bin? Gibt es gegebenenfalls sogar Jobs, bei denen diese Tätigkeiten deutlich stärker im Fokus stehen?

Gleichzeitig entstehen manche Bedürfnisse situational, z.B. der Wunsch nach Sicherheit durch eine feste Stelle im Kontext Wissenschaft, in dem die Befristungsquote sehr hoch ist. Ob es tatsächlich die Sicherheit einer festen Stelle ist, die mich dauerhaft glücklich macht, ist unklar.

Vermeintlich klare Ziele sind mitunter auch nicht eigene Ziele, haben also gar kein dahinterliegendes persönliches Bedürfnis. Sie entspringen mehr den Erwartungen, die unser familiäres oder gesellschaftliches Umfeld an uns haben. Das wird zumeist erst spürbar, wenn der Weg zum Ziel oder die Zielerreichung selbst als wenig befriedigend erlebt wird.

Menschen mit vermeintlich weniger klaren Zielen stehen vor anderen Herausforderungen: Sie haben eventuell ihr Ziel längst gefunden und verfolgen es – es entspricht lediglich nicht den klassischen Vorstellungen von einem Karriereziel. Es gibt zum Beispiel Menschen, die die Projektarbeit lieben, weil sie immer wieder neue Herausforderungen brauchen, mobil sind und einfach dahingehen, wo sich ihnen die nächste Möglichkeit bietet. Auch solche Menschen hatte ich bereits in der Beratung und es stellte sich im Laufe des Gesprächs heraus, dass sie durch ihr Umfeld in Frage gestellt werden und damit kämpfen – nicht damit den für sie passenden Karriereweg zu finden.

Dieses Beispiel zeigt auch, dass Karrierewege nicht notwendigerweise auf eine bestimmte Position oder die Arbeit in einem bestimmten Unternehmen oder Sektor hin ausgerichtet sein müssen. Es kann auch die Art von Tätigkeit sein, die einen reizt und die man in sehr unterschiedlichen Kontexten findet. Es kann sein, dass es einfach der Kontakt mit Menschen ist, der einen motiviert und befriedigt. Oder der konzentrierte Umgang mit Zahlen.

In der Karriereberatung finde ich es deshalb wichtiger, sich seiner selbst bewusst zu werden, seiner Bedürfnisse, seiner eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen, seiner Interessen und auch seiner Werten. Aus meiner Sicht geht es darum, einen sicheren Stand zu finden, Selbstbewusstsein zu entwickeln. Aus einem sicheren Stand heraus lässt es sich leichter den eigenen Weg finden, gehen und ab und an reflektieren. Auf dem Weg warten dann die unterschiedlichsten Herausforderungen auf uns. Wir werden den Weg mal langsamer gehen, ihn zeitweise verlassen oder gar einen ganz neuen Weg einschlagen – manchmal, weil uns die Umgebung dazu zwingt, manchmal einfach, weil wir es wollen.

Deshalb gefällt mir für die Karriereentwicklung das Bild eines Weges, der nicht gerade und nicht befestigt ist, auf dem Steine liegen und dessen Verlauf nicht zur Gänze sichtbar ist – ein bestimmtes Ziel also gar nicht in Sicht ist. Auf dem Weg sind wir auch selten alleine unterwegs und unsere Begleitung wechselt ab und an. Der Weg befindet sich zudem in hügeligem, unübersichtlichem Gelände. Dieses Bild ist für viele Karrieren, im breiter Verständnis beruflicher Laufbahnen, und den heutigen Arbeitsmarkt, der sich schnell wandelt und der von uns mitgestaltet werden kann, viel realistischer als eine Leiter an einer kahlen Wand.

 

Vor einer Weile las ich einen Blogbeitrag von Svenja Hofert über Zielorientierung im Coaching, der mich zum Nachdenken über meine Erfahrung in den letzten 4 Jahren Karriereberatung und -trainings brachte – eine Reflektion, die vieles bestätigt, was Svenja Hofert in ihrem Beitrag schreibt.

 

 

 

 

 

Vor einer Weile las ich einen Blogbeitrag von Svenja Hofert über Zielorientierung im Coaching, der mich zum Nachdenken über meine Erfahrung in den letzten 4 Jahren Karriereberatung und -trainings brachte – eine Reflektion, die vieles bestätigt, was Svenja Hofert in ihrem Beitrag schreibt.