wissens.dialoge

Working Out Loud | Arbeite und rede darüber.

Working Out Loud (WOL) bezeichnet die Haltung, andere konsequent an der eigenen Arbeit teilhaben zu lassen. Die Idee: Wer die eigene Arbeit transparent macht und drüber berichtet, was aktuelle Themen, Probleme, Lösungsversuche sind, lernt selbst und gemeinsam mit anderen ständig dazu. Der Begriff wurde 2010 von Bryce Williams geprägt und 2015 von John Stepper als Methode weiterentwickelt und bekannt gemacht.

Zunächst geht es bei Working Out Loud um Networking, um das Aufbauen von Beziehungen. Vielfältige Beziehungen unterstützen mich dabei, Ziele zu erreichen, Probleme zu lösen, Neues zu lernen. Dabei investiere ich in mein Netzwerk, in dem ich meine eigene Erfahrungen teile, darüber berichte, was ich gerade tue und dadurch in meinem Netzwerk sichtbar werde. Im nächsten Schritt erhalte ich vom Netzwerk etwas zurück, ich profitiere von den Ideen, Erfahrungen und Anregungen anderer Personen in meinem Netzwerk.

Ziel ist also nicht das “Kontakte sammeln” z.B. auf XING oder LinkedIn, oder den Small-Talk online und offline. Am Anfang steht vielmehr die Frage: „Was ist mein Ziel, was will ich erreichen?“. Dann kläre ich, wer etwas mit meinem Ziel zu tun haben könnte, von wen ich in Bezug auf mein Ziel etwas lernen könnte? Und: Was kann ich diesen Personen anbieten, um unsere Beziehung weiterzuentwickeln und gemeinsam zu lernen?

Grundprinzipien von Working Out Loud

Working Out Loud folgt fünf Grundprinzipien:

  • Beziehungen (Relationships): Bauen Sie breite, interdisziplinäre Netzwerke auf.
  • Großzügigkeit (Generosity): Bieten Sie Ihre Hilfe an, bringen Sie sich ein. Es geht nicht um Selbstdarstellung.
  • Sichtbare Arbeit (Visible work): Veröffentlichen Sie Ihre (Zwischen-)Arbeitsergebnisse, sprechen Sie darüber, was Sie tun.
  • zielgerichtetes Verhalten (Purposeful Discovery): Fragen Sie sich bei der Zusammenarbeit mit anderen, was das gemeinsame Ziel ist.
  • Wachstumsorientiertes Denken (Growth Mindset): Streben Sie eine ständige Weiterentwicklung an, und verfolgen das Ziel, immer weiter zu lernen.

Der Start für Working Out Loud sind sogenannte WOL-Circles. Hier treffen sich vier bis fünf Personen über einen Zeitraum von 12 Wochen einmal pro Woche zu einem einstündigen Austausch. Für jedes der 12 Treffen gibt es eine Agenda, die das Treffen strukturiert. Die Idee: Nach 12 Wochen haben alle Teilnehmenden ein Ziel erreicht, andere bei deren Ziel unterstützt und sich gemeinsam weiterentwickelt. Idealerweise entsteht aus dem Circle dann ein dauerhaftes Netzwerk. Eine Idee, wie das funktionieren könnte beschreibt Simon Dückert in seinem Blog.

Working Out Loud hat in den vergangenen Monaten große Aufmerksamkeit erfahren. Es gibt es eine deutsche Working Out Loud Community of Practice (WOLCoP) in der Vertreter großer Firmen wie AUDI, BMW, Bosch, Continental, Daimler, Deutsche Bank, Telekom und Siemens vertreten sind – die auch einen HR Excellence Award gewonnen hat.

Kritik und Fazit

Die Ideen hinter Working Out Loud sind ein alter Hut – könnte man sagen:  Die zielgerichtete Kommunikation mit anderen, das Wissen darüber, wer was weiß und ein interdisziplinäres Netzwerk sind Schlüsselelemente für erfolgreiches Wissensmanagement. Und manche fragen sich, was nach dem Hype kommt. Aber WOL hat sich in Teilen einer Wissensmanagement- und HR-Community auch deshalb zum Hype entwickelt, weil es ein Bedürfnis adressiert, das Wissensarbeiterinnen und Wissensarbeiter in einer digitalen Gesellschaft haben. Traditionelle Netzwerke in der Art „Treffen auf dem Golfplatz“ sind nur noch eingeschränkt tragfähig. Komplexe Probleme lassen sich nicht mehr innerhalb bestehender Unternehmen und Organisationen lösen. Deshalb braucht es eine neue Haltung im Umgang mit Wissen und Informationen – und WOL bietet hier ein passendes Konzept an: Sich über Grenzen von Organisationen hinweg und mit einem klaren Fokus auf das Ziel, das ich erreichen möchte mit anderen austauschen.

Working Out Loud (WOL) bezeichnet die Haltung, andere konsequent an der eigenen Arbeit teilhaben zu lassen. Die Idee: Wer die eigene Arbeit transparent macht und drüber berichtet, was aktuelle Themen, Probleme, Lösungsversuche sind, lernt selbst und gemeinsam mit anderen ständig dazu.