Vor gut einem halben Jahr habe ich den Schritt von der Wissenschaft in die Beratung gewagt. Da sich die beiden Welten in einigen Aspekten sehr ähneln, in anderen jedoch komplett verschieden sind, möchte ich hier gerne von meiner neuen Tätigkeit berichten.
Als wissens.werker zielen wir ja darauf ab, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu übertragen. In meinem Berufsalltag merke ich, wie viel wir dahingehend noch zu tun haben… aber eins nach dem anderen.
Ich bin seit vergangenem Jahr als Consultant bei der Promerit Management Consulting AG in München tätig. Als Management Beratung beschäftigen wir uns mit Themen rund um Talent Management, Change Management, Employer Branding und HR Strategie. Viele neue und sehr, sehr spannende Themen also, die ich jetzt mitgestalten darf.
Mein Alltag hat sich natürlich verändert: von Brüssel, nach Brunsbüttel über Oslo nach Frankfurt zurück nach München? Kein Problem. Nur der Zwischenstopp in Wien macht wenig Sinn, aber wenn es um die Uhrzeit eben keine andere Verbindung gibt… Dafür erhalte ich einen Einblick in viele unterschiedliche Arbeitskontexte und Unternehmenskulturen und lerne unsere Kunden und deren Mitarbeiter kennen und sehe, wie vielfältig die Herausforderungen im HR Alltag sind.
Aber: Was hat das alles mit Wissensmanagement und neuen Medien zu tun? In meinem ersten großen Employer Branding Projekt haben wir die Workshops mit Mitarbeitern aus Canada, Brasilien, Tansania und den Philippinen virtuell durchgeführt. Die Workshops haben auch richtig gut funktioniert. Aber es gab Unterschiede zwischen den Gruppen. Alle Gruppen waren via Telefonkonferenzen mit uns verbunden und wir hatten eine shared Application um den Desktop zu teilen. Darüber hinaus gab es eine Chat-Funktion, um das Feedback der Teilnehmer auch in schriftlicher Form zu erhalten. Einige Gruppen waren nun so organisiert, dass alle Teilnehmer gemeinsam in einem Raum saßen und ein „Primus inter pares“ die Inhalte in das Chat-Fenster eingegeben hat. Bei anderen Gruppen waren alle Teilnehmer einzeln vor ihren Rechnern gesessen…. In dieser zweiten Bedingung erhielten wir wesentlich mehr Inhalte in wesentlich geringerer Zeit. Mir ist eingefallen, dass ich in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit Studien gelesen habe, die genau zu diesem Schluss gekommen sind: Wenn virtuell, dann bitte richtig.
In anderen Momenten, in denen ich stundenlang in Abstimmungen in Webkonferenzen verbringe, frage ich mich, warum in all diesen Technologien unsere Erkenntnisse aus der Forschung zu Awareness noch nicht umgesetzt sind. Denn es wäre häufig wirklich hilfreich schnelleres Feedback darüber zu erhalten, was die anderen Teilnehmer über die Inhalte denken oder auch welches Vorwissen sie zu den Themen mitbringen. Dies zeigt mir wieder, wie wichtig es ist, Studienergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Und wenn es für mich auch immer wieder schwierig war und ist, wissens.dialoge neben der eigentlichen Tätigkeit zu betreiben (verzeiht mir, dass mein Beitrag von Dienstag erst Mittwoch hier erscheint), ist es super wichtig, dass es solche Initiativen gibt…
Ich freue mich schon, mehr über meine neuen Themen hier berichten zu dürfen und hoffe, dass wir tatsächlich dazu beitragen, dass die Erkenntnisse aus der Forschung die Zusammenarbeit und das Wissensmanagement in Organisationen – wenigstens ein bisschen – erleichtern.
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