Kulturelle Intelligenz (CQ) wird in der modernen Arbeitswelt immer unverzichtbarer. Sie stellt einen entscheidenden Faktor dar, der die positiven Effekte von diversen Teams verstärkt. Ein Gastbeitrag von Nele Hyner.
Globalisierung und Diversität
Wir leben in einer globalisierten Welt. Das hat zur Folge, dass wir japanische Autos fahren, ganzjährig Avocados kaufen und uns online über das Weltgeschehen informieren können. Es bedeutet auch, dass sich die Arbeitswelt verändert. Längst ist es die Regel, dass Teams über Ländergrenzen hinweg zusammenarbeiten und verschiedene Kulturen am Arbeitsplatz aufeinandertreffen. Diese neu entstandene Diversität bringt Herausforderungen und Chancen mit sich.
Was ist Diversität?
Der Begriff Diversität, im Englischen Diversity, wird häufig als Synonym für Vielfalt verwendet. In Bezug auf Gruppen, wie beispielsweise Teams oder Organisationen, können verschiedene Dimensionen der Diversität ausgemacht werden, die Mitarbeitende betreffen: beispielsweise ethnischer Hintergrund, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter, körperliche und geistige Fähigkeiten, Religion und Weltanschauung und soziale Herkunft.
Gemischte Effekte von Diversität
Eine zentrale Frage für Organisationen wie Forschende zugleich ist, wie sich Diversität auf die Zusammenarbeit auswirkt – förderlich oder in manchen Fällen auch herausfordernd? Diversitätsforschung, also Forschung, die sich u.a. mit den Auswirkungen von Diversität auf Zusammenarbeit beschäftigt, ist daher in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Sie zeichnet in Summe ein gemischtes Bild der Auswirkungen von Diversität auf Teams: Einerseits konnten Studien zeigen, dass die wahrgenommene kulturelle Diversität der Gruppe kognitives Engagement fördert – d.h. je diverser zum Beispiel ein Team von den eigenen Mitgliedern wahrgenommen wird, desto intensiver denken sich die Teammitglieder in Prozesse und Arbeitsaufgaben hinein, was die Leistung steigern kann. Andererseits gibt es Belege dafür, dass Diversität auch zu Problemen und Herausforderungen im Team führen kann; beispielsweise berichten Teams mit sehr diversen Altersgruppen häufiger von Kommunikationsproblemen.
Kulturelle Intelligenz als wichtiger Einflussfaktor
Diversität allein kann also positive wie negative Effekte für ein Team haben. Die Richtung dieser Effekte hängt dabei u.a. maßgeblich von der kulturellen Intelligenz der Teammitglieder ab: Moon (2013) konnte zeigen, dass der Grad der kulturellen Vielfalt in multikulturellen Teams die Teamleistung im Laufe der Zeit beeinflusst und dass Teams mit einem höheren Maß an kultureller Intelligenz dazu neigen, schrittweise eine höhere Leistungsverbesserung zu erzielen.
Was ist kulturelle Intelligenz? (CQ)
Das Konzept der kulturellen Intelligenz geht auf die Professoren Christopher Earley und Soon Ang zurück, die es erstmals im Jahr 2003 etablierten. Kulturelle Intelligenz ist auch als kultureller Quotient (CQ) bekannt, der vom IQ abgeleitet ist. Early und Ang definierten kulturelle Intelligenz als Fähigkeit, sich an neue kulturelle Gegebenheiten anzupassen, d.h. kulturelle Unterschiede bewusst wahrzunehmen, diese wertfrei zu entschlüsseln und sich ihnen entsprechend agil und effektiv zu verhalten.
Die moderne Führungskraft ist kulturell intelligent
Um also von den positiven Effekten der Diversität bestmöglich zu profitieren, ist es als moderne Führungskraft unabdingbar, sich über kulturelle Intelligenz zu informieren und diese im eigenen Team zu fördern. Denn anders als klassische Intelligenz (IQ), lässt sich kulturelle Intelligenz erlernen. Es gibt zahlreiche Artikel und Trainingsangebote und die Forschung zu CQ als wesentliches Konzept der modernen Arbeitswelt wächst stetig.
Zur Literatur:
Irene Poort, Ellen Jansen & Adriaan Hofman (2022). Does the group matter? Effects of trust, cultural diversity, and group formation on engagement in group work in higher education. Higher Education Research & Development, 41, 511-526. https://doi.org/10.1080/07294360.2020.1839024
Taewon Moon (2013). The effects of cultural intelligence on performance in multicultural teams. Journal of Applied Social Psychology, 43, 2414-2425. https://doi.org/10.1111/jasp.12189
Nele Hyner ist Studentin der Psychologie in Tübingen. Derzeit schreibt sie ihre Bachelorarbeit und lebt in Berlin für ein Praktikum bei einer politischen Bildungsorganisation. Sie interessiert sich vor allem für Sozialpsychologie, Politik und Kommunikation..