Für die Vorbereitung unserer Knowledge Jam@i-Know 2011 interviewte ich Thomas Jenewein, der im Produktmanagement des Bereichs SAP Education bei der SAP AG tätig ist. Er ist Mit-Herausgeber des kürzlich erschienenen Buches Personalentwicklung 2.0, das sich speziell mit dem Thema „Lernen, Wissensmanagement & Talentmanagement mit Social Media“ beschäftigt. Im Interview macht er vor allem deutlich, dass durch die Vielfalt der Mitarbeiter in einem Unternehmen auch vielfältige Anforderungen an das Wissensmanagement gestellt werden. Dynamik und Vielfalt sind wohl die zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre.
Was bedeutet für Sie erfolgreiches organisationales Wissensmanagement?
Wenn die Organisation dadurch produktiver, und wirtschaftlich erfolgreicher ist. Wenn jemand der Wissen benötigt einfach an Wissensträger oder Wissensquellen kommt – und technische Wissensmanagementsysteme in die jeweiligen Prozesse greifen sowie von der Firmenkultur unterstützt werden.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten „hot topics“ der nächsten Jahre?
1.) Wie kann dynamisches, on-demand Lernen und informelles Lernen durch Social Media unterstützt werden (da Wissen eine immer kürzere Halbwertszeit hat)?
2.) Multigenerationen-Firmen und deren Herausforderungen, z.B.:
- Wie kann man das Wissen und die Kompetenz von zunehmend älteren Mitarbeitern weitergeben bzw. wie kann es genutzt werden?
- Wie managed man den zunehmenden Fach- und Führungskräfte-Mangel?
- Wie managed man die verschiedenen Alterskohorten und deren unterschiedlichen Erwartungen? (z.B. viele junge Mitarbeiter in BRIC Ländern – high Performing – weniger Erfahrung gegenüber mehr älteren Mitarbeitern in westlichen Ländern; Junge Mitarbeiter erwarten, dass alles mobile, social ist – ältere Mitarbeiter zeigen eher Abwehrtendenzen dagegen – bei Ihnen gilt es Erfahrung zu nutzen & Motivation Aufrecht zu erhalten; …)
Firmen (ihre Kulturen, Prozesse, Systeme) müssen sich – besonders wenn mehr Mitarbeiter der Generation Y Teil der Mitarbeiterschaft werden – öffnen bzgl. der neuen Werte und der damit verbundenen Anforderungen an technische Ausstattung bzw. die Erlaubnis der Nutzung von Technologien. Beispielsweise bringt es bald nichts mehr Facebook im Unternehmen zu sperren – es wird dann eben über das private iPhone gechattet.
3.) Personalentwickler & Wissensmanager müssen sich selbst auch transformieren und neue Rollen wie Community Moderation und Performance Coaches übernehmen.
4.) Ein vierter Trend wird vielleicht auch einmal das Thema Nachhaltigkeit – würde ich mir jedenfalls wünschen. Sei es das Weiterbilden & Informieren zu Nachhaltigkeit aber auch die Prüfung des Wissenstransfers bzgl. Nachhaltigkeit – und das auf den Ebenen Wirtschaft (lohnt es sich?), Sozial/ Pädagogisch (wird wirklich gelernt?) oder Umwelt (Verschmutzen wir die Umwelt mit Handouts , Reisen etc.?)
Thomas Jenewein ist bei der SAP AG im Produktmanagement des Bereichs SAP Education tätig. Zuvor war er als Leiter des SAP-internen Learning Consultings verantwortlich für strategische Weiterbildungsprogramme sowie für die Anwendung neuer Lernansätze und Medien. Der Organisations- und Wirtschaftspsychologe befasst sich schwerpunktmäßig mit Learning Management, Lernen mit neuen Medien und Technologien, Wissensmanagement, Personalentwicklung und Coaching.