Nutzer im Blick: Innovation mit Design Thinking

Häufig werden Lösungen entwickelt, die sich nicht (oder nicht ausreichend) an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren. Hier kann Design Thinking helfen: Der Nutzer rückt in den Mittelpunkt und beteiligt sich aktiv an der Entwicklung innovativer Lösungen.

Häufig werden Lösungen entwickelt, die sich nicht (oder nicht ausreichend) an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren. Hier kann Design Thinking helfen: Der Nutzer rückt in den Mittelpunkt und beteiligt sich aktiv an der Entwicklung innovativer Lösungen.

wissens.blitz (176)

Design Thinking schreibt eine systematische Vor­gehensweise zur Entwicklung von innovativen Lösungen. Dabei steht der Nutzer mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt und wirkt aktiv mit (Brown, 2008). Beispielsweise könnte eine Firma, die Fahrkartenautomaten herstellt, Fahrgäste bei der Entwicklung der Bedienoberfläche einbeziehen. Somit könnte verhindert werden, dass erst spät im Entwicklungsprozess auffällt, dass z.B. die Auswahl einer bestimmten Fahrkarte zu kompliziert ist, was Änderungen teuer oder sogar unmöglich macht.

Obwohl Design Thinking seinen Ursprung in der Produktentwicklung hat, geht es dabei nicht nur um die Entwicklung von innovativen technologischen Lösungen, sondern auch Service- und Prozessinovation.

Der Design Thinking Prozess

Im Zentrum steht ein klar strukturierter Prozess in iterativen, aufeinander folgenden Schleifen:

Häufig werden Lösungen entwickelt, die sich nicht (oder nicht ausreichend) an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren. Hier kann Design Thinking helfen: Der Nutzer rückt in den Mittelpunkt und beteiligt sich aktiv an der Entwicklung innovativer Lösungen.

Zu Beginn steht das Verstehen der Problemstellung. Ziel ist, den Status Quo zu erfassen. Neben der Recherche von harten Fakten geht es beim Design Thinking vor allem auch um weiche Fakten, also Informationen, die nicht dokumentiert sind.

Das Beobachten im nächsten Schritt besteht nicht nur darin, Menschen bei dem, was sie tun, zuzuschauen. Vielmehr handelt es sich um aufmerksame Beobachtung und darauf aufbauende Dialoge und Interaktionen (Grots & Pratschke, 2009).

Anschließend findet die Synthese statt. Hier werden bisherige Erkenntnisse zusammen­getragen und verdichtet. Notizen, Skizzen und Fotos werden an einer Pinnwand visualisiert und anderen Teammitgliedern vorgestellt (Storytelling).

Nun geht es darum, Ideen zu generieren – klassischerweise mit Brainstorming: Wie könnte man das Problem lösen? Am besten werden alle Ideen auf kleinen Zetteln festgehalten, dann sortiert und zusammengefasst.

Basierend auf den Kriterien Anziehungskraft, Umsetz­barkeit und Wirt­schaftlichkeit wird eine Auswahl der besten Idee(n) getroffen. Da beim Design Thinking der Fokus auf dem Menschen liegt, wird hier – im Unterschied zu anderen Innovationsprozessen – das Kriterium Anziehungskraft (Mensch) stärker gewichtet als Umsetzbarkeit (Technologie) und Wirtschaftlichkeit.

Für die Ideen werden Prototypen entwickelt, die sehr unter­schiedliche Formen annehmen können: vom Papiermodell über ein Rollenspiel bis hin zu einer voll funktionsfähigen Ausarbeitung. In iterativen Schleifen wird der Prototyp von der passenden Zielgruppe getestet.

Erfolgsfaktoren

Die 6 Phasen des Design Thinking Prozess müssen nicht notwendigerweise nacheinander durchlaufen werden. Das Vor- und Zurückspringen in andere Phasen ist durchaus erwünscht. Beispielsweise kann es vorkommen, dass in der Testphase festgestellt wird, dass der Nutzer noch nicht genau verstanden wurde und deshalb die Sicht­weise nocheinmal angepasst werden muss.

Um Design Thinking zu etablieren, bedarf es ausgebildeter Moderatoren, die das Team durch den Prozess begleiten. Idealerweise wird ein Design Thinking Team interdisziplinär mit ca. 6 Personen aus unterschiedlichen fachlichen Bereichen zusammen­gestellt. Ein variabler Raum (z.B. bewegliche Möbel, Whiteboards) verschafft dem Team Flexibilität und begünstigt ebenso wie kreativitäts­fördernde Materialien (z.B. Post-its, LEGO-Steine) den Innovations­prozess.

Fazit

Auch wenn der Aufwand beim Design Thinking aufgrund der Einbindung der Nutzer recht hoch erscheint, bietet dieser Ansatz das Potential, innovative Lösungen auf effiziente Weise zu entwickeln, da der Nutzer vergleichsweise früh eingebunden wird.

Literaturnachweis: Brown, T. (2008). Design Thinking. Harvard Business Review, 86, 84-92. Grots, A. & Pratschke, M. (2009). Design Thinking – Kreativität als Methode. Marketing Review St.Gallen, 26(2), 18-23.

Zitieren als: Behringer, N. (2017). Nutzer im Blick: Innovation mit Design Thinking. wissens.blitz (176). https://wissensdialoge.de/desginthinking_grundlagen