Urlaub ist wichtig für die Kreativität, Gesundheit und Leistungsfähigkeit bei der Arbeit. Doch ein Urlaub lässt sich nicht immer so planen, wie man das möchte oder braucht. Vielleicht lassen sich Urlaubstage nicht gut mit einem Projekt vereinbaren oder eine sichere Planbarkeit ist gerade nicht gegeben. Zu diesem Thema bin ich über einen spannenden Artikel gestolpert, der zeigt: Wenn Menschen ihr Wochenende als „Urlaub“ betrachten, sind sie nachher glücklicher—weil sie jeden Moment bewusster wahrgenommen haben.
Urlaub & Pausen sind wichtig für unser Erleben
Pausen sind wichtig: Zum Beispiel scheinen Menschen, die öfter Urlaub nehmen, glücklicher zu sein. Auch eine kurze Pause hat positive Effekte — sogar dann, wenn die Pause während einer angenehmen Aktivität eingelegt wird (wie beim Hören von Musik, beim Anschauen eines Kinofilms oder einer Massage). Beispielsweise schienen Menschen Schokolade nach einer zweitägigen Schokoladenpause (ohne Schokolade) noch mehr genießen zu können.
Das Wochenende könnte noch positiver wirken
Auch das Wochenende stellt eine solche Pause dar (sofern die Samstage und Sonntage für einen selbst arbeitsfreie Tage darstellen). Und tatsächlich schätzen Menschen Tage am Wochenende positiver ein als reguläre Tage unter der Woche. Aber die Forschung zeigt auch: Nach dem Wochenende geht es Menschen oft nicht so gut (hinsichtlich ihrer positiven Stimmung), wie man eigentlich erwarten könnte.
Warum ist das so? Ein Grund könnte sein, dass wir uns an das Wochenende als „reguläres“ Ereignis gewöhnt haben, es Teil der Routine geworden ist und deshalb nicht mehr bewusst als Pause betrachtet wird. Tatsächlich scheinen Menschen alltäglichen Erfahrungen weniger bewusst Aufmerksamkeit zu schenken, wodurch diese Erfahrungen weniger zum Glücklich sein beitragen können.
Colin West und Kolleg*innen ging deshalb der Annahme nach: Wenn Menschen ihr Wochenende als Urlaub betrachten, dann sollten sie diese freie Zeit bewusster genießen und sich danach glücklicher fühlen, als wenn sie das Wochenende als reguläres Wochenende betrachten. Diese Annahmen testeten sie in einer Reihe von Studien mit Personen, die Vollzeit arbeiten und am Wochenende typischerweise Samstag und Sonntag nicht offiziell arbeiten müssen.
Ein kurzer Überblick über die Studien
Per Zufallsverfahren wurden die Teilnehmenden aller Studien in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe sollte das Wochenende als „Urlaubswochenende“ betrachten. Sie wurde gebeten: „Behandle dieses Wochenende wie einen Urlaub und denke und handle möglichst so, wie du es tust, wenn du im Urlaub bist.“ Parallel dazu wurde die zweite Gruppe gebeten, das kommende Wochenende als „reguläres Wochenende“ zu betrachten: „Behandle dieses Wochenende wie ein reguläres Wochenende und denke und handle möglichst so, wie du es üblicherweise an einem Wochenende tust.“
Die Teilnehmenden gaben vor und nach dem Wochenende an, wie glücklich, zufrieden und gestresst sie sich gerade fühlten. Teilweise wurden sie auch detaillierter befragt, wie sie sich während des Wochenendes gefühlt hatten, welchen Aktivitäten sie nachgegangen waren und welche finanziellen Ausgaben sie getätigt hatten. Sie beantworteten auch Fragen dazu, wie oft sie während des Wochenendes bewusst den Moment erlebt (oder an andere Dinge gedacht) hatten.
Die Betrachtung als „Urlaub“ macht glücklicher
Tatsächlich zeigten die Ergebnisse: Die Personen, die das Wochenende als „Urlaub“ betrachtet hatten, waren glücklicher als die Personen, die das Wochenende als „reguläres Wochenende“ hatten betrachten sollten — erstere berichteten eine höhere positive und geringere negative Stimmung sowie mehr Zufriedenheit am und nach dem Wochenende.
Zwar hatte in manchen Studien die erste Gruppe auch mehr Geld ausgegeben und mehr angenehme Aktivitäten geplant (statt z.B. unangenehme Aufgaben im Haushalt) als die zweite Gruppe – aber dies konnte diesen Effekt auf das „Glücklich sein“ nicht erklären. Stattdessen wurde dieser Effekt durch die Aufmerksamkeit, die bewusst auf den Moment gerichtet wurde, erklärt: Wer das Wochenende als Urlaub (statt als reguläres Wochenende) betrachtet hatte, schien seine Aufmerksamkeit bewusster auf den Moment gerichtet zu haben.
Was können wir daraus mitnehmen?
Achtsamkeit ist Teil vieler Trainings zum Stressmanagement. Die Forscher*innen haben hier eine simple Methode identifiziert, die diese womöglich auch im Alltag unterstützen kann – indem wir unser Wochenende auf eine bestimmte Art und Weise betrachten. Bisher ist nicht klar, ob dieser „Trick“ auch funktioniert, wenn wir ihn jedes Wochenende anwenden (das „Urlaubswochenende“ also Teil unserer Routine wird); auch stellt diese Betrachtung sicher keinen Ersatz für einen echten Urlaub dar. Dennoch zeigen die Ergebnisse eine Möglichkeit auf. So wie Pippi Langstrumpf sang „Ich mach‘ mir die Welt, wie sie mir gefällt“, können wir diese Perspektive vielleicht auch hin und wieder auf diese zwei Tage in der Woche anwenden und diese Zeit bewusster nutzen.
Zum Artikel:
West, C., Mogilner, C., DeVoe, S.E. (2020). Happiness from treating the weekend like a vacation. Social Psychological and Personality Science, 12(3), 346-356. www.doi.org/10.1177/1948550620916080