In einem früheren Wissensdialog habe ich mich mit der Bedeutung des Nichtstuns auseinandergesetzt. Wenn ich Sie überzeugt habe, es einmal mit dem Nichtstun zu versuchen: Wie ist es Ihnen gelungen, mal (wieder) nichts zu tun?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht ganz leicht ist, nichts zu tun, wenn man es lange nicht gemacht bzw. lange nicht mehr zugelassen hat. Es fühlt sich komisch an. Die To-Do-Liste ist so lang und wird durch das Nichtstun nicht kürzer. Ständig fällt einem was ein, was noch erledigt werden will. Oder jemand warte noch auf einen Rückruf oder schreibt eine Nachricht, die auf dem Smartphone aufleuchtet.
Es ist aus psychologischer Sicht verständlich, dass einem was fehlt, wenn man aus den ständigen Kommunikations- und Interaktionssituationen aussteigt, um einmal nichts zu tun: Es fehlt einem die Resonanz, die Rückmeldung, die Belohnung, die da drinsteckt. Es ist verführerisch, schnell in die Aktion und Interaktion zurückzugehen. Schnell tut man doch wieder etwas, weil sich das Nichtstun erst mal schlecht anfühlt.
Wenn man es schafft, nicht gleich wieder ins Tun zu gehen, kommen plötzliche viele Gedanken in einem auf, denen man lange keinen Raum gegeben hat. Nicht nur schöne. Vermutlich vor allem die nicht so schönen. Wann habe ich mich das letzte Mal um mich selbst gekümmert? Wann das letzte Mal Sport gemacht? Warum habe ich dabei versagt, meine Ernährung gesünder zu gestalten und ausreichend Schlaf zu bekommen?
Die Fragen bringen schon wieder so viele Gründe zu Tage, wieder aktiv zu werden: Eine Freundin anrufen und mit ihr die Idee eines Wellnesswochenendes diskutieren. Nachdenken über einen neuen Ernährungsplan. Die Zeit vor dem Einschlafen überdenken und anders gestalten.
Nichtstun will also gelernt sein oder besser eingeübt werden. Es ist anstrengend, aus dem Hamsterrädchen des Tuns und Kommunizierens einen Ausstieg zu finden. Nutzen Sie Methoden oder Strategien, die es Ihnen erleichtern. Zum Beispiel die Methode des Meditierens. Oder die Strategie eines Waldspaziergangs. Suchen Sie etwas, das zu Ihnen passt. Alles, was Ihnen hilft, die Gedankenströme zu kontrollieren – oder, in einem ersten Schritt, das wieder ins Tun gehen zu vermeiden, ist geeignet. Und überlegen Sie, wann es bei Ihnen am besten in den Alltag passt. Morgens, bevor die Hektik des Alltags startet? Oder mittags als eine Auszeit zwischendurch? Oder doch lieber abends vorm Zubettgehen?
Seien Sie sich dabei bewusst, dass Sie hiermit eine neue Routine etablieren. Das ist nicht einfach. Seien Sie geduldig mit sich selbst. Wie gesagt, kann es bereits ein erster Schritt sein, das gleich wieder ins Tun gehen zu meiden. Waldspaziergänge sind da ein gutes Mittel. Am besten lassen Sie dabei Ihr Smartphone zu Hause und vermeiden alles, was Ihnen auch im Wald ermöglicht wieder ins Tun zu gehen. Das Laufen unterstützt Ihre Gehirnfunktionen auf konstruktive Weise. Der Wald bietet Ihnen Auswege aus Ihren Gedankenströmen, in dem Sie zum Beispiel aufmerksam auf alle Geräusche lauschen oder nach bestimmten Tieren und Pflanzen Ausschau halten. Versuchen Sie im Hier und Jetzt des Waldes zu bleiben. Nehmen Sie Gerüche wahr. Atmen Sie tief und bewusst.
Im Laufe der Zeit werden Sie Ihre Strategien und Methoden finden und merken, wie gut das Nichtstun Ihnen tut, wie sich Ihre Gedanken wieder ordnen und wie Sie das Wesentliche vom Unwesentlichen wieder besser unterscheiden können. Sie können Ihre Kraft und Zeit wieder wirkungsvoller einsetzen – und vermeiden so, mit viel Mühe nichts zu erreichen.