Das zweite heiß diskutierte Thema auf unserem ersten “Knowledge Jam: Wissensmanagement im Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis” auf der i-Know 2011 in Graz war die Bedeutung des Wir-Gefühls für das Wissensmanagement in Organisationen.
Im Impulsvortrag hatte ich das Konzept der organisationalen Identifikation als eine Form der sozialen Identität vorgestellt. Ich ging darauf ein, unter welchen Bedingungen soziale Identitäten gefördert werden können und unter welchen Bedingungen sich eine hohe soziale Identifikation positiv auf das Engagement in Gruppen auswirkt (siehe auch wissens.blitz Nr. 14).
Nach einer anfänglichen Vertiefung dieser Bedingungen drehte sich die Diskussion vor allem um die negativen Auswirkungen eines starken Wir-Gefühls. Eine zu starke Exklusivität der Gruppe verbunden mit „Scheuklappen“ für Informationen außerhalb der Gruppe könnte die Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation durchaus negativ beeinflussen. Phänomene wie Gruppendruck und Verlust des Kontakts zur Außenwelt könnten die Folge sein.
Nichtsdestotrotz wurde ein gewisses Ausmaß an Wir-Gefühl als wichtig angesehen, wenn es darum geht, langfristig den Wissensaustausch zwischen MitarbeiterInnen zu fördern und diese an das Unternehmen zu binden. Dann gilt es jedoch, negative Auswirkungen zu verhindern. Deshalb mündete die Diskussion in die Fragen, welche Form des Wir-Gefühls überhaupt wünschenswert ist und wie man diese wünschenswerte Form des Wir-Gefühls fördern kann. Insbesondere Diversität und work-life-balance wurden hier als wichtige Gruppenwerte angesehen. Diversität erhält die Aufgeschlossenheit für neue Impulse von Außen und damit die Innovationsfähigkeit. Work-life-balance sichert die langfristige Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen.
Auch herrschte Einigkeit, dass Wissensaustausch nicht nur computer-vermittelt passieren sollte. Persönlicher Kontakt stellt den Austausch sensibler, informeller Informationen sicher und fördert darüber hinaus das Wir-Gefühl.
Nehmen auch Sie die Förderung des Wir-Gefühls als eine wichtige Grundlage für erfolgreiches Wissensmanagement wahr? Welche Aspekte sollte man aus Ihrer Sicht bei der Förderung des Wir-Gefühls noch beachten?