Demut – Die wichtigste Eigenschaft einer guten Führungskraft? 

Demut wird immer wieder gepriesen als eine, wenn nicht die wichtigste Eigenschaft einer Führungskraft. Ich stimme dem grundsätzlich zu. Demut alleine macht jedoch noch keine gute Führungskraft. 

Demut wird immer wieder gepriesen als eine, wenn nicht die wichtigste Eigenschaft einer Führungskraft. Ich stimme dem grundsätzlich zu. Demut alleine macht jedoch noch keine gute Führungskraft. 

Warum ist Demut bei Führungskräften so wichtig? 

Gerade Führungskräfte sind durch ihre Position, die ihnen Macht verleiht, besonders in der Gefahr, sich selbst zu wichtig zu nehmen. Sie fühlen sich legitimiert, qua Funktion Entscheidungen zu treffen. Das Amt legitimiert sie natürlich auch dafür – und sie übernehmen qua Funktion auch Verantwortung für Entscheidungen. Nur heißt das nicht, dass sie jede Entscheidung auch alleine gut treffen können. Hier kommt Demut ins Spiel. 

Demut bedeutet, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und andere für ihre anzuerkennen. Nur mit diesem (Selbst-)Bewusstsein ist man fähig zu sehen, wann das Wissen und die Erfahrung anderer Personen gebraucht wird, um gute Entscheidungen zu treffen. Hierbei ist ausschließlich das Wissen und die Erfahrung dieser Personen relevant, nicht deren Status und Rolle in der Organisation. 

Demut bedeutet, immer offen auf Situationen zuzugehen und bereit zu sein dazuzulernen. Nur mit dieser Offenheit erkennt man, welches Wissen und welche Erfahrung es in einer bestimmten Entscheidungssituation braucht. So widersteht man einfachen Lösungen und dem Anwenden von Blaupausen aus der Vergangenheit. 

Demut bedeutet, sich in ein größeres Ganzes, wie die eigene Organisation, einzuordnen. Nur diese Fähigkeit des Einordens ermöglicht es, immer die Ziele und Interessen der Organisation – und ihrer Mitglieder – im Blick zu behalten. Dadurch bleiben die Interessen der Organisation im Fokus und die Gefahr, aus eigenen Interessen heraus zu handeln, ist geringer. 

Demut bedeutet also, Respekt vor den Aufgaben und der damit verbundenen Verantwortung zu haben. 

Wann wird aus Demut gute Führung? 

Die Verantwortung von Führungskräften ist und bleibt dennoch Entscheidungen zu treffen und zu verantworten. Demut ist hilfreich, um diese Verantwortung gut auszufüllen. Doch braucht es immer auch Richtung und Orientierung in Entscheidungssituationen. In den seltensten Fällen gibt es den einen richtigen Weg. In den allermeisten Fällen gilt es, Vor- und Nachteile von unterschiedlichen Entscheidungen abzuwägen. Hierbei spielen nicht nur objektive Kriterien eine Rolle.

Im Umsetzungsprozess einer Entscheidung übernehmen oft Führungskräfte verschiedener Ebenen zusammen mit ihren Mitarbeitenden die Verantwortung. Dabei kommt es häufig zu einem Wechsel zwischen Entscheidungs- und Umsetzungsphase, da es in komplexen Situationen notwendig ist, im Prozess zu lernen und Anpassungen vorzunehmen. Dadurch schärft sich das konkrete Ergebnis oft erst im Umsetzungsprozess. 

Damit Führungskräfte diesen Prozess erfolgreich gestalten können, brauchen sie nicht nur Demut, sondern auch einen klaren Wertekompass, der zu ihrer Organisation passt und ihr Führungshandeln als einen Entwicklungsprozess begreift, der gemeinsam gestaltet wird. Es gilt, an den richtigen Stellen Verantwortung zu übernehmen und an anderen Stellen loszulassen und jenen Verantwortung zu übertragen, die besser dafür geeignet sind, weil sie über mehr Wissen und Erfahrung verfügen oder näher an den relevanten Umsetzungsprozessen sind. 


Als kleine Zusammenfassung des Geschriebenen habe ich ChatGPT gebeten, Demut in der Führung in einem Gedicht aufzubereiten. Das ist das Ergebnis: 

Demut in der Führung, das ist wahr, 
ein Wert, der zählt, das ist doch klar. 
Wer führt mit Arroganz und Macht, 
der hat bald schon den Untergang vollbracht. 

Die Demut zeigt uns eine Kraft, 
die in der Führung selten schafft. 
Wer seine Fehler sieht und kennt, 
der zeigt auch, dass er wirklich brennt. 

Demut in der Führung ist ein Licht, 
das zeigt, wie man führt nicht nur im Gedicht. 
Man lernt aus Fehlern, das ist klar, 
und zeigt so allen, wer der Chef hier war. 

Doch Demut heißt auch, zu delegieren, 
den Mitarbeitern zu vertrauen und zu führen. 
Gemeinsam geht man weiter voran, 
denn nur so wird’s gelingen irgendwann. 

Demut in der Führung, das ist wahr, 
ein Wert, der zählt, das ist doch klar. 
Wer führt mit Arroganz und Macht, 
der hat bald schon den Untergang vollbracht. 

Katrin Wodzicki

Momentan leitet sie den Bereich Personal- und Organisationsentwicklung an der Georg-August-Universität Göttingen. Sie studierte Psychologie an der Universität Jena und promovierte an der Universität Zürich. Anschließend forschte sie zu psychologischen und motivationalen Aspekten der computer-vermittelten Kommunikation und Kooperation am Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen. Auf wissensdialoge.de schreibt sie über Führung, Teaminteraktion und Arbeitsorganisation.