wissens.dialoge

CTN Social Media zum Thema Kollaboration 2.0

Zu diesem wissens.dialog hat mich meine Teilnahme an der 6. Sitzung des Creative Think Net (CTN) Social Media von Baden-Württemberg:Connected (bwcon) am 10. Juli 2012 inspiriert. Das Schwerpunktthema dieser Sitzung war Kollaboration 2.0. Gemeinsam wurde der Frage nachgegangen, wie sich neue technologische Entwicklungen der Kommunikation und Kollaboration auf die Zusammenarbeit im Unternehmenskontext auswirken. Ich möchte Ihnen nachfolgend die wesentlichen Inhalte der Referenten vorstellen und Sie dann zum Dialog einladen, um dieses vielschichtige Thema weiter zu vertiefen.Zunächst aber zum CTN: Das bwcon: CTN Social Media ist als offener Arbeitskreis mit dem Ziel konzipiert den Erfahrungsaustausch zwischen Personen und Organisationen zu fördern, die sich mit Social Media beschäftigen. Im März informierte ich bereits über eine Sitzung, die sich mit Social Media in der Weiterbildung befasste. Die Veranstaltung, über die ich heute berichten möchte, beschäftigte sich mit Social Media und Kollaboration in Unternehmen.

Anna Hoberg (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO) ging in ihrem Impulsvortrag „Die Arbeitswelt der Zukunft – Rahmenbedingungen produktiver Kommunikation und Zusammenarbeit“ auf vier Veränderungstreiber ein, aus denen neue Anforderungen an die Kommunikation und Zusammenarbeit in Unternehmen resultieren:

1. Veränderung der MitarbeiterInnen
MitarbeiterInnen werden aufgrund des demographischen Wandels nicht nur weniger und älter, sie werden gleichzeitig auch „untreuer“. So zeigen die Entwicklungen der letzten Jahre, dass die durchschnittliche Verweildauer im Job gesunken ist. Unternehmen müssen sich in der Folge damit auseinandersetzen, wie sie gute MitarbeiterInnen gewinnen und an sich binden können. Dazu bedarf es einer Anpassung der Konzepte zur Mitarbeitergewinnung und -bindung, denn gerade für jüngere MitarbeiterInnen stehen heute andere Werte und Erwartungen im Vordergrund: Sie erwarten Transparenz von ihren Vorgesetzten und wollen umfassend von ihnen informiert werden. Wie sich die Potentiale von Social Media für die Personalarbeit gezielt nutzen lassen, war bereits Thema einer früheren Sitzung: CTN Social Media und HR.

2. Veränderung der Arbeitsinhalte und Arbeitsmittel
Die Wissensarbeit gewinnt an Bedeutung. Mit WissensarbeiterInnen sind in diesem Zusammenhang hochqualifizierte Fachkräfte gemeint, die mit ihrem Wissen wesentlich zur Wertschöpfung der Unternehmen beitragen (siehe auch wissens.dialog Die Führungskraft als Dienstleister – Forderungen eines Thesenpapiers zur Wissensarbeit). Aufgrund der wachsenden Bedeutung der Wissensarbeit wird auch die Arbeitsorganisation immer kommunikations- und personenorientierter. Diese Entwicklung wird durch die moderne Kommunikationstechnik als entscheidendes Arbeitsmittel der Wissensarbeit zusätzlich verstärkt.

3. Veränderung in Ort und Zeit der Arbeit
Neue Kommunikations- und Kollaborationsinstrumente machen sowohl Ort als auch Zeitpunkt der Arbeit flexibler. Das Interesse von MitarbeiterInnen an flexiblen Arbeitsformen steigt enorm.

4. Veränderung der Führungsprinzipien
Doch was bedeutet es für ein Team, wenn ein Großteil der MitarbeiterInnen nicht im Büro sitzt, sondern von zu Hause aus arbeitet? Zum einen fällt der „Flurfunk“ weg, man erfährt weniger über die jeweilige persönliche Situation. Dabei ist es aus Sicht der Führungskraft schwieriger, Stimmungen im Team aufzugreifen und bei Bedarf gegenzusteuern. Gleichzeitig ist man als Führungskraft weniger ansprechbar für seine MitarbeiterInnen. Und gerade wenn es um zwischenmenschliche Belange geht, macht es einen großen Unterschied, ob man zum Hörer greifen bzw. sich der Tastatur bedienen muss oder ob man sich von Angesicht zu Angesicht austauschen kann. Häufig ist es schon hilfreich, die Führungskräfte für diese Filterwirkung von Medien zu sensibilisieren.
Das Fazit von Anna Hoberg: „Ihre Mitarbeiter sind Ihre wichtigsten Wertschöpfungsfaktoren. Unterstützen Sie sie darin, ihre Kompetenzen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in einer hoch vernetzten Wirtschaft für Ihr langfristiges Wachstum einbringen zu können!“

Ich stelle mir dabei die Frage, was alle diese Entwicklungen für die Konzeption von Führungskräftetrainings bedeutet. Welches Wissen und welche Kompetenzen müssen adressiert und gefördert werden?

Aus meiner Sicht ist es zum einen wichtig, dass sich die Führungskraft selbst mit den neuen technischen Möglichkeiten vertraut macht. Dabei muss sie nicht alle Tools perfekt beherrschen, vielmehr gilt es, die Möglichkeiten und auch Grenzen der Medien einschätzen zu können. Weiterhin ist das Trainieren der Kommunikationsfähigkeit der Führungskraft ein wichtiger Trainingsbaustein, denn MitarbeiterInnen erwarten, dass Vorgesetzte ihre Entscheidungen mitteilen und begründen. Sie müssen mehr erklären. Ein weiterer wichtiger Aspekt, auf den ein Führungskräftetraining abzielen sollte, ist meiner Ansicht nach das erforderliche Gespür, wann und in welchem Kontext die Mitarbeiter beteiligt werden können oder müssen. Denn Führung 2.0 heißt nicht, alle Entscheidungen basisdemokratisch zu treffen.

Welche weiteren Aspekte der Führung 2.0 fallen Ihnen ein?

Im zweiten Teil der Sitzung ging es im Praxisbeispiel um den „Einsatz von Social Media in der internen Kommunikation bei Kärcher“. Ulrich Schumacher (Manager Public Relations bei der Alfred Kärcher GmbH & Co. KG) stellte den internationalen Kärcher PR-Blog vor und berichtete von Erfolgsfaktoren und Hindernissen der Implementierung. Der Blog war ins Leben gerufen worden, um den Wissens- und Erfahrungsaustausch im PR-Bereich zu vereinfachen und damit die externe Pressearbeit des international agierenden Unternehmens zu optimieren.

Ulrich Schumacher betonte, dass insbesondere zu Beginn der Einführung eines Blogs als Instrument des internen Wissens- und Erfahrungsaustauschs Kümmerer und Treiber erforderlich sind, die kontinuierlich Inhalte einstellen und damit den Austausch „ankurbeln“ und aufrechterhalten. Dazu müssen die entsprechenden personellen Ressourcen bereit gestellt werden. Eine weitere Erkenntnis: Der Austausch über den Blog allein reicht nicht aus und muss durch regelmäßigen Email-Kontakt, Telefonkonferenzen und Meetings ergänzt werden. Eines der größten Hindernisse, die es laut Schumacher zu überwinden gilt, ist die weit verbreitete Meinung: „Ich habe nichts zu sagen.“ Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden, dass jeder etwas beizutragen hat.

Im Plenum wurden die Fragen nach Kennzahlen der Erfolgsmessung (Wann ist der Blog erfolgreich?) und nach der Mitarbeitermotivation (Was motiviert MitarbeiterInnen dazu, ihr Wissen anderen KollegInnen über den Blog zur Verfügung zu stellen?) diskutiert.

Mein Fazit: Damit mit Hilfe neuer Kommunikations- und Kollaborationstechnologie tatsächlich eine von Ort und Zeit unabhängige und effiziente Zusammenarbeit möglich wird, müssen eine Reihe von Faktoren und Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Einige davon habe ich in diesem wissens.dialog dargestellt: Kümmerer und Treiber, personelle Ressourcen, regelmäßiger Kontakt sowie ein Bewusstsein für die Bedeutsamkeit, Beiträge einzustellen. Mich interessiert: Welche weiteren Erfolgsfaktoren für Kollaboration 2.0 kennen Sie?

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