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Respektlos, mediensüchtig, spaßoptimiert? Die Generation Y in der Arbeitswelt

Die Generation Y ist gerade in aller Munde, aber wer ist das eigentlich, um wen geht’s und was sind die Probleme und Chancen mit dieser Generation? Wenn Sie als Führungskraft oder Unternehmen innovativ und up-to-date bleiben wollen, dann sollten Sie sich dringend mit diesen Fragen auseinandersetzen.

Einmal eingestellt, raubt die Generation Y vielen Führungskräften den letzten Nerv: Sie lassen sich von bisher wirksamen Methoden der Mitarbeiterführung einfach nicht beeinflussen. Die Yer treten scheinbar respektlos auf, geben ungefragt Feedback, müssen ständig auf ihr Handy kucken und machen nur noch, was ihnen Spaß macht, so das Feedback vieler Führungskräfte.

Der komplette Arbeitsmarkt scheint sich in Zeiten des Fachkräftemangels gerade einer neuen Generation beugen zu müssen: Diese Generation Y strömt auf den Arbeitsmarkt und bringt allerhand neue Ideen und Interessen mit. Gängige Statussymbole wie Geld, Prestige und Ansehen funktionieren nicht mehr und Unternehmen müssen immer mehr investieren und sich immer neue Ideen einfallen lassen, um die Yer von sich zu überzeugen.

Wer ist diese Generation?

Die Generation Y umfasst Menschen der Altersspanne von 20 bis 35 Jahren, geboren zwischen 1980 und 1995. Aufgewachsen ist die Generation Y in einer Zeit der „Vollversorgung“ durch Eltern und Staat und hat dadurch völlig andere Statussymbole und Werte entwickelt als ihre Eltern (Generation der Babyboomer, geboren 1950 bis 1965) oder die Generation X (auch Generation Golf genannt, geboren zwischen 1965 und 1980). Die Grundbedürfnisse nach Nahrung und Unterkunft, ebenso wie nach Sicherheit und Zugehörigkeit (vgl. Bedürfnispyramide nach Maslow) sind befriedigt und es entstand eine Generation der SelbstverwirklicherInnen, oder auch gerne „SelbstoptimiererInnen“ genannt. Yer suchen also nicht mehr nach einem Job, der ihnen lebenslangen Wohlstand garantiert oder eine stabile Karriere eröffnet, sie haben vielmehr Ziele wie Freiheit, Weiterbildung oder Selbstverwirklichung. Die Generation Y ist also im Vergleich zu bisherigen Generationen sehr anspruchsvoll, aber gleichzeitig auch sehr gut ausgebildet.

Es handelt sich bei den Yern um die erste Generation der „digital natives“, die also von klein auf mit Computer, Internet und Handy aufgewachsen sind. Wissen wird in Wikis, Youtube-Videos oder Blogbeiträgen geteilt und es gilt nicht mehr „Wissen ist Macht“ sondern „Googlen ist Wissen“ und das zu jeder Zeit und an jedem Ort. Zu den wichtigsten Bedürfnissen der Generation Y gehören vor allem Handy, Internetverbindung und ein voller Akku.

Machen sie diese Eigenschaften zu schlechteren ArbeitnehmerInnen?

Natürlich wirkt sich das auf ihre Arbeitseinstellung aus. Sie sind nicht mehr bereit 60 Stunden pro Woche zu arbeiten, wenn sie darin keinen Sinn sehen. Vielmehr möchten sie nachhause gehen, wenn die Arbeit erledigt ist, oder von zuhause aus arbeiten, wenn sie Lust dazu haben. Außerdem machen Yer nicht irgendeinen Job, sie verlangen einen Sinn in ihrer Arbeit. Die Firma sollte sich mit den persönlichen Werten decken (siehe auch Lesetipp „Generation Y als Herausforderung für Führungskräfte“) und am besten nachhaltige Arbeitsweisen verfolgen oder humanitäre Projekte unterstützen. Sie sind also sehr wohl bereit viel Zeit in ihre Arbeit zu investieren, allerdings nicht, wenn es nur darum geht aus Sichtbarkeits- oder Karrieremotiven anwesend zu sein. Diese Arbeitsweise wirkt auf viele Führungskräfte schnell wie reine Spaßorientierung.

Auch die Kommunikation der Yer unterscheidet sich fundamental von bisherigen Kommunikationsstrukturen in Unternehmen. Yer kommunizieren auf Augenhöhe und geben auch mal ungefragt Feedback. Es handelt sich hier um MitarbeiterInnen, die mitreden wollen, Instant-Feedback verlangen und Führungskräfte wollen, die in ihrem Fachgebiet kompetent sind, sie aber gleichzeitig ernst nehmen. Man kann das als respektlos wahrnehmen. Oder man kann die Chance darin sehen: Feedback hilft Dinge zu verbessern. Und so könnte es sich lohnen, den inneren Widerstand aufzugeben und den Yern zuzuhören.

Der Umgang mit Wissen und auch mit sozialen Kontakten hat sich bei der Generation Y aufgrund von digitalen Medien fundamental geändert. Der Blick aufs Handy gehört für diese MitarbeiterInnen zu einem normalen Tagesablauf dazu und dient nicht nur zur Kommunikation mit Freunden, sondern auch zum direkten Informationsaustausch oder zur Wissensbeschaffung. Es mag mediensüchtig anmuten, wenn Yer ständig ihre Emails oder Whatsapp Nachrichten checken müssen, oder bei jeder Diskussion nach Informationen „googlen“. Allerdings sind Yer in diesem Bereich meist sehr hilfsbereit und geben gerne ihr Wissen oder Informationen weiter, ob das nun in Blogbeiträgen, Youtube-Videos oder in einem firmeninternen Kommunikationskanal stattfindet.

Die Yer bringen zwar eine neue Arbeitseinstellung mit, sind aber als ArbeitnehmerInnen lange nicht so schwierig, wie oft behauptet wird. Packen sie diese MitarbeiterInnen bei den Werten und Zielen, die ihnen wichtig sind, und sie werden Engagement und Loyalität ernten.

Meine Empfehlung: Bilden Sie Innovationsteams und nutzen Sie die Kompetenzen der Generation Y. Allerdings sollten Sie bei all den Diskussionen um die Yer nicht Ihre anderen MitarbeiterInnen vergessen. Arbeiten Sie an einer nachhaltigen Organisationsstrategie, die alle MitarbeiterInnen integriert, denn MitarbeiterInnen sind Ihr Kapital!