wissens.dialoge

Im Gespräch mit … Nicole Behringer

Welchen Auftrag hat das Sales Training Team der Daimler Financial Services?

Wir sorgen dafür, dass die Verkäufer von Mercedes-Benz Pkw und Nutzfahrzeugen weltweit bestens geschult  sind, was die Produkte von Financial Services angeht – seien es Leasing, Finanzierung, Versicherung oder auch andere Mobilitätsangebote. Wir stellen zentralseitig Qualifizierungsangebote bereit, die je nach lokalen Gegebenheiten im jeweiligen Land angepasst werden.

 

Was finden Sie besonders herausfordernd bei Ihrer Arbeit?

Besonders spannend finde ich meine internationale Brille, mit der ich auf die weltweiten Trainingsaktivitäten schaue. Wir konzipieren Trainingsangebote, die beispielsweise in China, Australien, Italien, Mexiko oder auch Kanada umgesetzt werden. Dabei ist es immer wieder eine große Herausforderung, die unterschiedlichen kulturellen Aspekte – zum Beispiel in Bezug auf den Umgang mit Kunden – im Blick zu behalten.

 

Was liegt Ihnen bei Ihrer Arbeit besonders am Herzen?

Das Thema „Best Practice Sharing“. Wann immer wir die Trainingsverantwortlichen aus den unterschiedlichen Ländern (zum Beispiel im Rahmen unserer jährlichen Trainingskonferenz) zusammen bringen, stellen wir fest, wie groß deren Bedürfnis nach Austausch ist. Dieser Austausch von Erfahrungen klappt hervorragend – solange alle in einem Raum zusammen kommen und von Angesicht zu Angesicht miteinander sprechen. Aber leider ist es sehr kostspielig, das globale Trainingsnetzwerk öfter zusammenzubringen. Deshalb arbeiten wir daran, eine Plattform zu gestalten, die genau diesen Austausch von Wissen auch digital ermöglicht. Bisherige Erfahrungen in anderen Kontexten zeigen, wie schwierig sich ein solches Best Practice Sharing in digitalen Plattformen gestaltet. Eine der größten Hürden, die es dabei zu überwinden gilt, ist die Motivation der Mitarbeiter, ihr Wissen zu teilen – übrigens das Thema meiner Forschung.

 

Welche Erkenntnisse konnten Sie aus Ihrer Forschung ziehen?

Um das Potential von Web 2.0 Technologien für den Wissensaustausch in Unternehmen auszuschöpfen, muss die aktive Beteiligung der Mitarbeiter konsequent und dauerhaft gefördert werden. Als Erfolgsrezept erweisen sich folgende Maßnahmen, die so manche gedankliche Barriere abbauen:

  1. Defizite im aktuellen Wissensaustausch aufzeigen: Warum sollte ich etwas ändern, was doch offenbar gut läuft?
  2. Den individuellen Nutzen aufzeigen: Was habe ich davon, mein neues Konzept mit den Kollegen zu teilen?
  3. Schulungen im Umgang mit dem neuen Tool anbieten: Ich bin ja nicht mal bei facebook, wie soll ich das bloß hinkriegen?
  4. Identifikation mit dem Unternehmen stärken: Das ist mir doch egal, wie meine Kollegen das machen – Hauptsache ich bin erfolgreich.

 

Was liegt gerade ganz oben auf Ihrem Schreibtisch?

Ich arbeite gerade an einem Online Training zu Unconscious Bias. Unconscious Bias beschreibt eine unbewusste Vorannahme. Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ein junger Mann in Bermuda-Shorts und T-Shirt betritt das Autohaus. Wenig später erscheint ein Kunde in Anzug und Krawatte. Werden beide Personen die gleiche Aufmerksamkeit des Verkaufspersonals erfahren? Im Rahmen des „Managing Unconscious Bias“-Trainings reflektieren Verkäufer unbewusste Stereotype und Vorurteile und werden dafür sensibilisiert, wie der erste Eindruck ihr Handeln beeinflusst. Mit diesem Training wollen wir Vorurteile und überholte Rollenklischees aufbrechen und nicht zuletzt die Ansprache der Kunden verbessern.

 

Was wissen die meisten Leute nicht von Ihnen?

Ich bin zwar Expertin für Change Communication – tue mich privat allerdings schwer mit Veränderung.

 

 Mit wem würden Sie gerne mal einen Kaffee trinken?

Mit Daniela A. Ben Said. Ich hatte letztes Jahr das Glück ein Seminar bei ihr besuchen zu dürfen. Ich finde es grandios, wie sie Menschen motiviert, eigene Talente und Stärken zu entdecken und dann auch auszuschöpfen. Von ihr habe ich gelernt, mir über einige meiner  Glaubenssätze bewusst zu werden und dabei auch den ein oder anderen aufzubrechen und einfach über Bord zu werfen.

 

Welches Buch lesen Sie gerade?

„Darm mit Charme“ von Giulia Enders. Unbedingt zu empfehlen! Die Autorin beschreibt auf humorvolle Weise, was man auf der Toilette alles falsch machen kann und wie der Darm unsere Stimmung beeinflusst. Als Psychologin fasziniert mich insbesondere die Forschungserkenntnis, dass eine schlecht funktionierende Verdauung Depressionen hervorrufen kann. Das wirft für mich ein völlig neues Licht auf diese Erkrankung.

 

Was ist Ihre Lebensphilosophie?

Es ist alles nur eine Frage der Einstellung.

 

Was möchten Sie den Lesern mit auf den Weg geben?

Noch nie ist etwas Gutes ohne Begeisterung entstanden. Find your passion.

 

Die Interviewte Dr. Nicole Behringer

Die Interviewte Dr. Nicole Behringer

Nicole Behringer ist seit 2015 bei Daimler Financial Services zuständig für die strategischen Themen im Bereich Global Sales Training. Sie studierte Psychologie an der Universität Jena und promovierte am Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen. In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie motivationale Faktoren des Wissensaustauschs. Nach Abschluss ihrer Promotion zog es die Sozialpsychologin zurück in die Wirtschaft. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Stuttgart. Auf wissensdialoge.de schreibt Nicole Behringer über die Themen Enterprise 2.0, Wissensmanagement und Organisationsentwicklung.